Tarifkonflikt:Arbeitgeber und IG Metall geben sich gegenseitig die Schuld am Scheitern

Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie

Roman Zitzelsberger (links), Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, und Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall.

(Foto: dpa)
  • Die Streiks sollen von Mittwoch bis Freitag bundesweit in 250 Betrieben stattfinden.
  • Eine Einigung scheiterte vor allem an der Forderung nach Zuschüssen bei familiären Verpflichtungen bei zeitgleicher Reduzierung der Arbeitszeit.
  • Die Gewerkschaft strebt eine Einigung bis zum 8. Februar an.

Von Detlef Esslinger, Stuttgart

Die IG Metall will in der kommenden Woche von Mittwoch bis Freitag bundesweit in 250 Betrieben jeweils 24 Stunden lang streiken. Das kündigte ihr Erster Vorsitzender Jörg Hofmann am Samstagmittag in Stuttgart an. "Dass einen Tag lang nichts produziert wird, das tut weh", sagte er. Damit reagiert die Gewerkschaft auf den Abbruch der Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern.

Auch in der fünften, 16 Stunden langen Verhandlungsrunde hatten sich beide Seiten zuvor nicht auf einen neuen Tarifvertrag für die 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie einigen können. Zu weit blieben die Vorstellungen vor allem beim Thema Arbeitszeit auseinander: Die IG Metall wollte für die Beschäftigten das Recht durchsetzen, ihre Wochenarbeitszeit bis zu zwei Jahre lang auf bis zu 28 Stunden reduzieren zu dürfen. Für Schichtarbeiter sowie für Menschen, die sich in der gewonnenen Zeit um kleine Kinder oder kranke Angehörige kümmern möchten, sollten die Arbeitgeber ihnen den Lohn teilweise ausgleichen.

Eine solche Regelung lehnten die Arbeitgeber seit Wochen deshalb ab, weil sie zu unterschiedlichen Stundenlöhnen geführt hätte: Menschen, die schon immer Teilzeit arbeiteten, hätten niedrigere Stundenlöhne bezogen als Menschen, die ihre Vollzeit verkürzen. Weil die Arbeitgeber dies für rechtswidrig hielten, wurde in den Verhandlungen nach einer Lösung gesucht, die den Gewerkschaftern das Gesicht gewahrt hätte. Über viele Stunden ging es darum, ob Beschäftigte das Recht bekommen können, Geld in Freizeit umzuwandeln. Es scheiterte daran, dass beide Seiten sich über die Kosten sowie über den Personenkreis, der dieses Recht bekommen sollte, nicht einig wurden.

Bevor es nun mit den 24-Stunden-Streiks losgeht, sollen die Mitglieder der IG Metall in den für diese Streiks ausgesuchten Betrieben darüber abstimmen. Ob mit Stimmzetteln oder per Handzeichen abgestimmt wird, hat die Gewerkschaft nicht geregelt, das Verfahren bleibt den jeweiligen Geschäftsstellen überlassen. "Wir wollen aber keine Jubelabstimmungen, sondern eine ernsthafte Abstimmung darüber, ob die Beschäftigten bereit zu ganztägigen Warnstreiks sind", sagte der IG-Metall-Vorsitzende Hofmann.

Die Stimmung zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern ist nun äußerst gereizt. Beide Seiten warfen einander am Samstagmittag vor, keine Einigung gewollt zu haben. "Die Arbeitgeber haben es offensichtlich auf eine Eskalation angelegt", sagte Hofmann. Deren Präsident Rainer Dulger sagte nahezu inhaltsgleich: "Leider hat die IG Metall mit einer massiven Ausweitung ihrer Forderungen deutlich werden lassen, dass sie von Anfang an keinerlei Interesse an einem Kompromiss hatte." Er kündigte an, dass die Verbände der Metallarbeitgeber am Montag Klage gegen die Streiks einreichen würden. Dem Vernehmen nach werden die Arbeitgeber jedoch darauf verzichten, einstweilige Verfügungen von den Arbeitsgerichten zu fordern. Sie wollen sich auf Verfahren in der Hauptsache beschränken - um auf diese Weise später bei der Gewerkschaft Schadenersatz eintreiben zu können.

Weiterverhandelt werden soll nächste Woche nicht. Der baden-württembergische Bezirksleiter der IG Metall, Roman Zitzelsberger, sagt, zunächst würden nun die Streiks durchgeführt. Danach aber brauche es eine "zeitnahe Lösung", innerhalb von zwei bis drei Tagen. Das heißt, dass die IG Metall eine Einigung bis zum 8. Februar anstrebt.

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