Im deutschen Einzelhandel wird weniger als ein Viertel der Beschäftigten nach Tarif bezahlt. Der Anteil der Einzelhandelsbeschäftigten, die in tarifgebundenen Unternehmen arbeiten, sei im Jahr 2023 auf 22,9 Prozent gesunken, berichtet die Rheinische Post (Montagausgabe) laut Vorabbericht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken. Im Jahr 2014 habe die Quote noch bei 38,2 Prozent gelegen, teilte das Ministerium dem Bericht zufolge unter Berufung auf Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit mit.
Beschäftigte in nicht tarifgebundenen Betrieben verdienten im Schnitt rund 500 Euro brutto weniger als ihre nach Tarif bezahlten Kollegen. „Die Lage für Beschäftigte im Einzelhandel lässt sich wie folgt zusammenfassen: Prekäre Arbeitsbedingungen und miese Löhne“, sagte die Linken-Politikerin Susanne Ferschl der Zeitung. „Das ist auch kein Wunder, denn gerade in dieser Branche befindet sich die Tarifbindung im Sturzflug und die Bundesregierung sieht bislang tatenlos zu – das ist ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten, die zu Corona-Zeiten noch als systemrelevant bezeichnet wurden.“ Sie forderte, die Tarifbindung durch eine erleichterte Allgemeinverbindlichkeitserklärung zu verbessern. Außerdem müsse der Mindestlohn sofort auf 60 Prozent des Durchschnittseinkommens angehoben werden.