Tapie-Affäre:Ermittlungsverfahren gegen IWF-Chefin Lagarde

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Gegen Christine Lagarde laufen offizielle Ermittlungen. Es geht um Zahlungen an den Unternehmer Tapie - in der Zeit, als Lagarde noch französische Finanzministerin war. (Foto: AFP)

Ihre Arbeit als französische Finanzministerin holt jetzt Christine Lagarde ein. Die IWF-Chefin könnte damals fahrlässig gehandelt haben, als der Staat dem umtriebigen Bernard Tapie 400 Millionen Euro überwiesen hat.

  • Gegen die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, wurde ein offizielles Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Vorwurf der französischen Justiz lautet auf Fahrlässigkeit.
  • Es geht um einen Fall aus der Zeit, als Lagarde Finanzministerin in Frankreich war.
  • Sie schließt aus, wegen der Ermittlungen als IWF-Chefin zurückzutreten.

Tapie-Affäre holt Lagarde ein

Gegen IWF-Chefin Christine Lagarde ist wegen ihrer Verwicklung in eine Finanzaffäre in Frankreich ein formales Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Der Vorwurf im Zusammenhang mit der sogenannten Tapie-Affäre laute auf Fahrlässigkeit, sagte Lagarde der Nachrichtenagentur AFP. Sie kündigte an, gegen die Entscheidung Berufung einzulegen. Einen Rücktritt von der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) schloss die frühere französische Finanzministerin aus und fügte hinzu: "Ich kehre diesen Nachmittag zum Arbeiten nach Washington zurück."

Hat Lagarde als Finanzministerin einem Unternehmer Geld zugeschoben?

Es geht darum, welche Rolle Lagarde als frühere Finanzministerin Frankreichs in einem Rechtsstreit mit dem Unternehmer und Ex-Politiker Bernard Tapie gespielt hat. Dieser hatte sich von der früheren Staatsbank Crédit Lyonnais beim Verkauf seiner Anteile an Adidas geprellt gesehen und geklagt. Lagardes Finanzministerium hatte daraufhin ein privates Schiedsgericht angerufen und 2008 eine Entschädigungszahlung von etwa 400 Millionen Euro aus der Staatskasse zugelassen. Gegner warfen ihr vor, mit der Entscheidung die Unterstützung des Unternehmers Tapie für den damaligen Wahlkampf von Nicolas Sarkozy erkauft zu haben. Sarkozy und Lagarde gehören der konservativen Partei an.

Justiz prüft Entscheidungen der IWF-Chefin

Die Ermittler prüfen, warum sich Lagarde dazu entschieden hat, den Streit außergerichtlich beizulegen - und warum sie den Schiedsspruch nicht angefochten hat. Im März 2013 durchsuchte die Polizei die Pariser Wohnung der Französin, einem formellen Ermittlungsverfahren konnte sie jedoch entgehen. Sie wurde damals von der französischen Justiz als Zeugin mit Rechtsbeistand eingestuft, ein Zwischenstatus zwischen Zeugin und Beschuldigter. Lagarde wurde zuletzt im März 2014 vernommen.

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