Tankstellen: Preise steigen:Benzin vom Discounter

Können Kunden bald bei Aldi oder Lidl tanken? Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle pocht auf niedrigere Spritpreise - doch so einfach ist das nicht. Ein Nachbarland dient als Vorbild.

Susanne Klaiber

Bielefeld, Bremen, Erfurt, Essen, Freiburg, Koblenz, München, Saarbrücken sind die Spitzenreiter - hier ist Benzin nach ADAC-Angaben derzeit am teuersten, 1,52 Euro für den Liter Superbenzin. Einen unkonventionellen Vorschlag machte nun Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP). Discounter wie Aldi und Lidl sollen künftig Benzin und Diesel anbieten: "Preise bilden sich am besten noch immer durch Wettbewerb. Wenn das Angebot steigt, sinkt der Preis."

Bruederle ermuntert Discounter zum Einstieg in den Kraftstoffverkauf

Das österreichische Aldi-Pendant Hofer verkauft Benzin.

(Foto: dapd)

In Österreich verkauft der Tankstellenbetreiber Free Energy seit eineinhalb Jahren auf dem Gelände einiger Filialen der Aldi-Tochter Hofer Sprit. Zum Einstand hat der Tankstellenchef, der ehemalige Rennfahrer Markus Friesacher, den Liter Benzin nach eigenen Angaben um 35 Cent billiger abgegeben, als er ihn eingekauft hat. Damals hatten die Deutschen Tankstellenbetreiber und Mineralölverbände mit Sorge auf den Preiskampf geblickt. Jetzt sieht das anders aus. Ganz anders.

"Bislang hat Aldi in Deutschland nicht nachgezogen. Offensichtlich rechnet es sich nicht", heißt es beim Mineralölwirtschaftsverband. Was der Konzern tatsächlich plant, ist unklar. Aldi Süd und Nord sagen "aus grundsätzlichen Erwägungen" nichts. Lidl teilt mit, dass man in Sachen Benzinverkauf "derzeit keine konkreten Überlegungen" anstelle. Auch der Marken-Discounter Netto hält das Thema Spritverkauf für "aktuell nicht relevant".

Unklar ist, ob überhaupt durch einen Einstieg der Discounter die Preise sinken würden. Branchenkennern zufolge haben sich die Preise bei Hofer - abgesehen von spektakulären Eröffnungsangeboten - knapp unter dem eingependelt, was die bekannten großen Marken in Österreich verlangen. Das gibt es in Deutschland schon lange: Viele der existierenden gut 300 an Supermärkte angegliederten No-Name-Tankstellen verkaufen ebenfalls knapp unter dem Niveau der Marktführer Aral und Shell.

"Den härtesten Wettbewerb in Europa"

Die niedrigeren Preise lassen sich oft damit begründen, dass die kleinen Tankstellen ebenso wie Hofer Personal sparen. Besonders gewinnträchtig ist das aber offenbar nicht. Edeka beispielsweise hat im Dezember mehr als 40 solcher Tankstellen an Shell abgegeben. "Wir wollen dieses Geschäft nicht weiter ausbauen", sagte dazu ein Sprecher.

"In Deutschland haben wir den härtesten Wettbewerb in Europa", sagt Elmar Kühn, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands mittelständischer Mineralölunternehmen (Uniti). Nach einer Statistik des Energie Informationsdienstes gibt es in Deutschland etwa 14400 Tankstellen, Aral und Shell betreiben davon jeweils mehr als 2000, mit Abstand folgen Esso, Total und Avia. Was den Spritpreis hierzulande nach oben treibe, sagt Kühn, sei nicht der fehlende Wettbewerb, sondern die hohe Nachfrage, der ungünstige Dollar-Euro-Wechselkurs und die hohen Steuern.

Ganz so sicher wie Kühn, dass ein neuer, großer Konkurrent keine Auswirkungen hätte, ist sich Sigrid Pook, Geschäftsführerin des Bundesverbands Tankstellen, nicht: "Kurzfristig tut sich in so einem Fall sicher was." Langfristig allerdings ist sie skeptisch, die Gewinnmargen bei Treibstoff seien nicht sonderlich groß. Dieses Argument führt man auch bei der Warenhauskette Globus an, die selbst Tankstellen betreibt. Branchenriese Shell gibt sich souverän: "Wir fürchten keinen Wettbewerb."

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