Süddeutsche Zeitung

Taj-Mahal-Kasino:Das Donald-Trump-Kasino macht dicht

  • "Dieses Gebäude ist ein Gewinner", rief Donald Trump, als er im Jahr 1990 ein gigantisches Kasino in Atlantic City eröffnete.
  • Mehrmals stand das Kasino vor dem Ruin. Nun muss es endgültig schließen. Tausende Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz.

Von Kathrin Werner, New York

Bauchtänzerinnen und Pagen in violetten Feder-Turbanen warteten in der Eingangshalle. Neun steinerne Elefanten säumten die Eingangstore, je zwei Tonnen schwer. "Wir nennen es das achte Weltwunder", sagte Donald Trump zur Eröffnung seines Kasinos Trump Taj Mahal in Atlantic City im April 1990. "Dieses Gebäude ist ein Gewinner", rief er, die Haare noch voller damals, das Gesicht weniger orange, die Krawatte passend zu den riesigen roten Buchstaben seines Namens, die dutzendfach an den Wänden leuchteten. Überall vergoldete Türmchen und Teppiche. Allein die Kronleuchter aus österreichischem Kristall sollen 14 Millionen Dollar gekostet haben. "Es ist wie eine Diät, die nur aus Schokopudding besteht", schrieb die New York Times. "Am Anfang ganz lustig, nach einer Weile aber unerträglich."

Der Bau des damals größten Kasinos der Welt in Atlantic City hatte 1,1 Milliarden Dollar gekostet. Nach einem Jahr war es zum ersten Mal pleite. Wechselnde Investoren haben das Kronjuwel in Trumps Immobilienimperium immer wieder vor dem Ende gerettet, insgesamt war es viermal insolvent. Jetzt ist das endgültige Ende nah. Nach dem Labor Day im September, dem amerikanischen Tag der Arbeit, wird das Taj Mahal geschlossen.

Keinen Cent verliert: Donald Trump

Schuld an der endgültigen Niederlage seien vor allem die Arbeiter, verkündete Tony Rodio, der Chef des Unterhaltungskonzerns Tropicana, der das Kasino führt: "Das Taj verliert mehrere Millionen Dollar pro Monat und mit dem jetzigen Streik sehen wir keinen Weg zur Profitabilität."

Bei der jüngsten Pleite im Jahr 2014 hatten die mehr als 2000 Mitarbeiter ihre Pensionsansprüche und Krankenversicherungen verloren. Seit dem 1. Juli streikten die Mitglieder der Gewerkschaft Unite Here dafür, dass sie die Rechte wiederbekommen. Jetzt verlieren sie ihre Jobs. Keinen Cent verliert: Donald Trump. Das Taj Mahal, einst der Inbegriff für Trumps Reichtum, wird nun zum Inbegriff seines Verhaltens als Unternehmer: Trump wird immer reicher - auf Kosten seiner Mitarbeiter, Geschäftspartner und Investoren.

Wer den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner nach seinen Kasinos fragt, bekommt zur Antwort, dass all die Pleiten nichts mit ihm, sondern nur mit dem allgemeinen Niedergang in Atlantic City zu tun hätten. Schließlich gehe es allen Spielhöllen in dem Städtchen an der amerikanischen Ostküste schlecht, seit die Menschen mehr sparen müssen und ohnehin lieber im Internet zocken. 2014 schlossen vier Kasinos in der Stadt, seither haben mehr als 8000 Menschen ihre Arbeit verloren, das Taj Mahal noch nicht mitgerechnet.

Trump rühmt sich damit, wie er das Insolvenzrecht ausgenutzt und andere Investoren in Atlantic City ausgetrickst hat - und dass er sich rechtzeitig vor dem Komplett-Niedergang zurückgezogen hat: "Atlantic City hat für mich eine Menge Wachstum angekurbelt", sagte der 70-Jährige vor ein paar Wochen in einem Interview. "Das Geld, das ich da abgezogen habe, ist unglaublich." Kleinunternehmer wie ein Glashersteller, die am Taj arbeiteten, bekamen nie ihr Geld.

Atlantic City wollte einst Las Vegas Konkurrenz machen. Wer aber von dem Boardwalk, der berühmten kasinolichtglitzernden Strandpromenade, abbog, landete in staubigen Seitenstraßen mit verrammelten Schaufenstern, benutzten Spritzen und sonnenverbrannten Autowracks - so war das schon damals, als Trump das größte Kasino der Welt eröffnete. Der New Yorker Multimilliardär baute sich trotzdem seinen Ego-Tempel, finanziert mit Ramschanleihen in Höhe von 675 Millionen Dollar. Sie waren mit einem enorm hohen Zinssatz von 14 Prozent verbunden. Mehr als eine Million Dollar pro Tag hätte das Taj einnehmen müssen, um die enormen Schulden zu tilgen. Das schaffte es nie. Trump hatte sich übernommen.

Immer wieder fand er Investoren, die seine Kasinos aus der Insolvenz retteten. Bei jeder Sanierung musste Trump Anteile an dem Taj Mahal und den anderen zwei Trump-Kasinos in der Stadt verkaufen. Das Trump Plaza und das Trump Castle gibt es nicht mehr. 2014 ging das Taj Mahal an Trumps Freund, den New Yorker Multimilliardär und Finanzinvestor Carl Icahn.

Seither gehört Trump hier gar nichts mehr. Nur die großen roten Buchstaben seines Namens leuchteten weiter über dem Boardwalk. "Trump Entertainment Resorts ist eines der notleidendsten Unternehmen, das mir in meinen 50 Jahren des Investierens untergekommen ist", schrieb Icahn damals. Jetzt reicht es ihm, er hat nach eigenen Angaben 100 Millionen Dollar mit dem Kasino verloren.

Es gibt Gerüchte, dass Trump seinen Milliardärsfreund Icahn zum Finanzminister machen will, wenn er die Wahl im November gewinnt. "Dann", sagt der Chef der Gewerkschaft Unite Here, Bob McDevitt, "ist das Land dem Untergang geweiht."

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SZ vom 05.08.2016
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