Süddeutsche Zeitung

Mobilfunkanbieter:US-Behörden erlauben Fusion von T-Mobile und Sprint unter Auflagen

  • Das US-Justizministerium hat dem Zusammenschluss der Telekom-Tochter T-Mobile mit dem kleineren Rivalen Sprint zugestimmt.
  • Die Milliardenfusion steht allerdings unter Auflagen: Beide Konzerne haben im Voraus den Verkauf umfassender Geschäftsteile zugesichert.
  • Mehrere US-Bundesstaaten wollen gegen die Fusion klagen. Sie befürchten "weniger Auswahl und höhere Preise".

Von Benedikt Müller

Wenn Tim Höttges, 56, über Amerika spricht, dann kommt der Chef der Deutschen Telekom selten ohne Superlative aus. Seine Tochterfirma T-Mobile US nennt Höttges "unseren Wachstumsstar". Und dass sie nun mit dem Konkurrenten Sprint fusionieren will, bezeichnete der Telekom-Chef zuletzt schlicht als: "den großen Deal". Schon jetzt zählt T-Mobile US gut 83 Millionen Mobilfunkkunden in Amerika, gemeinsam kommen die Konzerne auf fast 130 Millionen - mehr als die Telekom in ganz Europa hat. Zweimal war der Zusammenschluss in der Vergangenheit gescheitert. Nun scheint es, als seien aller guten Dinge drei.

Nach der US-Telekomaufsicht hat sich nun auch das Justizministerium für die 23 Milliarden Euro schwere Fusion ausgesprochen - allerdings unter Auflagen: T-Mobile und Sprint müssen ihre Prepaid-Marke Boost sowie einen Teil ihrer Funkfrequenzen an den Satellitenbetreiber Dish abgeben. So will die Behörde den Wettbewerb auf dem US-Mobilfunkmarkt schützen. Im Raum steht nun noch eine Klage mehrerer US-Bundesstaaten. Sie fürchten im Falle der Fusion weniger Auswahl und höhere Preise für die Kunden. T-Mobile und Sprint würden zusammen als drittgrößter Mobilfunkanbieter in den USA nahe an die beiden Marktführer AT&T und Verizon heranrücken.

Fest steht: Wenn Höttges' Plan gelingt, hätte die Telekom in Amerika bald mehr Kunden als in Deutschland und dem EU-Ausland zusammen. Der einstige Staatskonzern würde sein Geld künftig zu mehr als der Hälfte in den USA verdienen. Der Vorstand betont die Chancen: T-Mobile und Sprint wollen die Kosten um mehrere Milliarden senken. Sie könnten doppelte Antennenplätze sparen, Vertrieb und Verwaltung zusammenlegen. Und sie könnten sich die Kosten für den neuen Mobilfunkstandard 5G teilen. "Unsere Industrie lebt von den Größenvorteilen", so Höttges.

Doch für Telekom-Aktionäre birgt der Plan auch Risiken. "T-Mobile US müsste den US-Konkurrenten samt Schulden übernehmen", warnte Thomas Deser von Union Investment in der Hauptversammlung des Konzerns, "und die Integrationskosten sind sehr hoch." Der Zusammenschluss würde zunächst gut zwölf Milliarden Euro kosten. Das drückt den Gewinn je Aktie nach unten - und daran will die Telekom die Dividendenzahlung bemessen. "Wir würden zwei Jahre haben, in denen man eine Delle durchläuft", sagte der Vorstand am jüngsten Kapitalmarkttag.

Die Konzerne wollen 5G auch in ländlichen Gebieten der USA ausbauen

Damit die US-Behörden ihren Zusammenschluss genehmigen, hatten T-Mobile und Sprint bereits im Vorfeld Zugeständnisse angeboten. Neben dem Verkauf von Boost wollen die Konzerne die neue 5G-Technik auch in ländlichen Gebieten der USA ausbauen. "Wir werden 5G in jede Ecke dieses Landes bringen", kündigte T-Mobile-Chef John Legere an. Dieser neue Standard kann selbst große Datenmengen nahezu in Echtzeit übertragen und gilt als Grundlage für Zukunftstechnologien wie das autonome Fahren.

Auch wollen T-Mobile und Sprint beim 5G-Ausbau auf Technik von Huawei verzichten. Die USA befürchten, dass China den Ausrüster zwingen könnte, Daten aus dem Westen abzufangen oder Mobilfunknetze lahmzulegen. Huawei weist die Vorwürfe zurück.

In den vergangenen Jahren hatten T-Mobile und Sprint schon zweimal einen Zusammenschluss versucht. Dieser scheiterte 2014 an kartellrechtlichen Einwänden; die Telekom-Tochter wäre damals noch Juniorpartnerin gewesen. Im Herbst 2017 dann wurden sich die Telekom und der Sprint-Hauptaktionär Softbank aus Japan nicht einig, wer das Sagen in dem Gemeinschaftsunternehmen hätte. Diese Streitfrage hat sich nun zugunsten des Bonner Konzerns gelöst: Softbank soll 27 Prozent der Anteile des neuen Gemeinschaftsunternehmens halten. Die Telekom erhielte 42 Prozent - sicherte sich aber weitgehende Stimmrechte, sodass sie T-Mobile auch künftig voll in der Konzernbilanz ausweisen kann. Die restlichen Anteile gehören sonstigen Aktionären. Das Gemeinschaftsunternehmen soll auch in Zukunft T-Mobile heißen, Telekom-Chef Höttges soll dessen Aufsichtsrat leiten.

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