SZ-Wirtschaftsredaktion:In Zeiten großer Umbrüche

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Dem langjährigen SZ-Ressortleiter Helmut Maier-Mannhart zum 80. Geburtstag.

Von Nikolaus Piper

Es war die Großfürstin, die Helmut Maier-Mannhart zur Süddeutschen Zeitung geholt hat. "Großfürstin", so nannten Kollegen Elly Staegmeyr, die erste Chefin des SZ-Wirtschaftsteils, den man damals noch "Handelsteil" nannte. Die Ausnahmejournalistin entdeckte den 20-jährigen Münchner 1961, nachdem dieser die Aufnahme in die Deutsche Journalistenschule knapp verpasst hatte. Sie bot ihm ein Volontariat an und veranlasste ihn, neben der Ausbildung zum Wirtschaftsjournalisten gleich auch noch Volkswirtschaftslehre an der LMU München zu studieren. Als er das Studium 1968 mit dem Diplom abgeschlossen hatte, wurde das Ressort bereits von Franz Thoma geführt, damals einem der führenden Wirtschaftsjournalisten der Bundesrepublik.

Thoma wurde sein Vorbild und Mentor - ein überzeugter Marktwirtschaftler, dabei ebenso stur wie kollegial. Maier-Mannhart erschrieb sich schnell seine eigene Position innerhalb der Redaktion. Als Zuständiger für Energiethemen berichtete er zum Beispiel über den Streit um die friedliche Nutzung der Kernenergie, der die Republik in den 1970er- und 1980er-Jahren aufwühlte. Bis heute befürwortet er Kernkraftwerke, ganz gegen den Zeitgeist. Am 1. Januar 1987 schließlich übernahm er als Nachfolger von Franz Thoma die Ressortleitung. Es war eine Zeit, in der der Wirtschaftsjournalismus zunehmend politischer und auch populärer wurde, Verbraucherfragen spielten eine immer wichtigere Rolle. Es war auch eine Zeit großer Umbrüche: die Vorbereitung der Europäischen Währungsunion, der Zusammenbruch des Sozialismus und die Wiedervereinigung Deutschlands.

Im Frühsommer 1990, noch vor dem Ende der DDR, reiste Maier-Mannhart mit einer Gruppe westdeutscher Mittelständler durch ostdeutsche Betriebe. Seine ernüchternde Reportage ("Vor einem tiefen Tal der Tränen") liest sich heute wie Prophetie. Er schrieb damals gegen die im Westen noch verbreiteten Illusionen über die Leistungsfähigkeit der DDR-Betriebe an. Tatsächlich musste Ostdeutschland durch ein Tal der Tränen, wie es in seinem Text hieß.

Im Juli 1999 gab Maier-Mannhart die Ressortleitung ab, blieb der SZ aber noch viele Jahre als Autor erhalten. An diesem Montag feiert er seinen 80. Geburtstag.

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