SZ-Wirtschaftsgipfel:"Es war doch klar, dass der Aktienkurs runtergeht"

SZ-Wirtschaftsgipfel: Seit drei Jahren ist Paul Achleiotner Chefkontrolleur der Deutschen Bank.

Seit drei Jahren ist Paul Achleiotner Chefkontrolleur der Deutschen Bank.

(Foto: Stephan Rumpf)

Weniger ist mehr: Paul Achleitner, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank will, dass es in seinem Haus eine Nummer kleiner zugeht. Das trifft auch die Aktionäre.

Von Meike Schreiber

Neue Bescheidenheit. Die will Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner für sein Institut. Sein wichtigster Mann dafür: Der neue Chef der größten Bank des Landes, John Cryan. Der sei, so Achleitner, ein sehr erfahrener Manager, der sich sehr gut in den gesamten Geschäftsbereichen auskenne. "Er ist bestens geeignet, eine neue Bescheidenheit ins Unternehmen zu bringen, was der Bank gut tut", sagte Achleitner auf dem SZ-Wirtschaftsgipfel in Berlin.

Diese Bescheidenheit soll aber nicht nur für die Mitarbeiter gelten - die Bank kürzt die Boni und streicht Stellen -, sondern auch für die Aktionäre: Dass der Börsenkurs der Deutschen Bank gefallen sei, als Cryan Ende Oktober seine Sparpläne vorgestellt habe, sei nicht überraschend gewesen: "Es war doch klar, dass der Aktienkurs runtergeht, wenn man keine Dividende mehr bezahlt", sagte Achleitner. "Das ist keine so aufregende Erkenntnis. Sie können ein Unternehmen nicht führen, indem sie permanent versuchen, Analysten und Medien glücklich zu machen", sagte er. "Langfristig sollte das natürlich das Ziel sein, aber wenn man sich im Mikromanagement verliert, dann fehlt einem oft die langfristige Orientierung.

Absage an "geographische Aufrechnereien"

Die Deutsche Bank steckt derzeit in der tiefsten Krise in ihrer Geschichte. Nach Milliarden-Strafzahlungen für Skandale im Investmentbanking sowie Kritik von Bankenaufsicht und Aktionären hatte Co-Vorstandschef Anshu Jain sein Amt im Sommer vorzeitig an den Briten Cryan übergeben, der das Institut bis kommenden Mai gemeinsam mit Co-Chef Jürgen Fitschen führen wird.

Achleitner betonte, die Deutsche Bank konzentriere sich nun auf das, wofür sie gegründet worden sei, also die Expansion der deutschen Industrie zu begleiten. "Heute unterstützt die Bank die europäischen Industrie in einer globalen Wirtschaft". Dass der zuständige Firmenkunden-Vorstand seinen Sitz in der New Yorker Niederlassung und nicht in Frankfurt habe, sei kein Nachteil. "Sie können die Welt nicht erobern, wenn Sie nur in Frankfurt und Berlin sitzen", sagte Achleitner. "Mit irgendwelchen geographischen Aufrechnereien werden wir unseren Herausforderungen nicht gerecht werden."

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