Süddeutsche Zeitung

SZ-Wirtschaftsgipfel:Ackermann will nicht auf umstrittene Boni verzichten - aus Solidarität

  • Die Deutsche Bank will von sechs Ex-Vorständen Boni in Millionenhöhe einbehalten. Betroffen ist auch Josef Ackermann, der auf dem SZ-Wirtschaftsgipfel auftritt.
  • Nach den Boni gefragt druckst der Ex-Chef der Deutschen Bank erst herum und sagt dann, dass er gar nicht darauf verzichten könne.
  • Der SZ-Gipfel findet vom 17. bis 19. November im Hotel Adlon in Berlin statt. Alle Texte und Videos finden Sie hier.

Von Vivien Timmler, Berlin

Als Josef Ackermann die Bühne des SZ-Wirtschaftsgipfels im Berliner Hotel Adlon betritt, ist die Meldung keine 24 Stunden alt: Die Deutsche Bank will mehreren Ex-Vorständen die bereits zugesagten Boni streichen. Betroffen sein sollen unter anderem Anshu Jain, Jürgen Fitschen - und eben Ackermann.

Deshalb interessiert an diesem Nachmittag vor allem: Wird Ackermann auf seine Bonuszahlungen verzichten?

Darüber reden will dieser sichtlich nicht. Erst ein, dann zwei und schließlich ein drittes Mal windet sich der ehemalige Deutsche-Bank-Chef um das Thema herum. Beim vierten Mal sagt er dann, dass er nichts sagen könne. Und dass er nicht verzichten könne, auch wenn er gern verzichten würde.

Er müsse an seine Kollegen denken, deren Boni auch zur Disposition stünden, sagt Ackermann. "2008 habe ich auf meine fünf Millionen verzichtet und die anderen damit unter Druck gesetzt", erinnert er. Das sei heute nicht mehr möglich, schließlich könne er als ehemaliger Deutsche-Bank-Chef nicht für jüngere Manager mitentscheiden. Welche Botschaft er aber offenbar mit Nachdruck übermitteln will: "Mir fällt kein Stein aus der Krone, wenn ich auf etwas verzichte."

40 Minuten Verteidigung

Sehr wohl scheint es ihn aber zu stören, wenn die Deutsche Bank im Nachhinein als Mitverantwortliche an der Finanzkrise herhalten muss. "Es gab damals keine Alternative", sagt er im Hinblick auf den Einstieg ins riskante Investmentbanking, den er initiiert hatte. Auch die Unternehmenskultur, die damit einherging, habe der Bank im Nachhinein nicht geschadet: "Es war eine Kultur, die wir nicht kannten, aber sie hat der Bank gut getan."

Er selbst habe nicht das Gefühl, als "Bösewicht der Finanzkrise" dazustehen. Noch nie sei er auf der Straße oder in einem Restaurant von jemandem kritisch angesprochen, erst recht nicht beschimpft worden. "Ich kann immer noch mit meiner Familie spazieren gehen."

Dass die Finanzbranche und damit auch die Deutsche Bank dem Populismus durch die von ihr ausgelösten Erschütterungen mit den Boden bereitet habe, bestreitet Ackermann ebenfalls vehement: "Also, wenn wir dafür auch noch zuständig sind, dann geht es zu weit."

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