SZ-Serie:Wenn die Kosten die Rendite auffressen

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Fondskäufer zahlen oft teuer für den Vertrieb mit. Das muss nicht sein.

Von Thomas Öchsner

Menschen, die sich selten mit ihrem Geld beschäftigen, haben häufig ein Verständnisproblem. Ob in der Filiale ihrer Bank oder beim Besuch eines Finanzberaters - ständig werden sie mit Fachbegriffen traktiert, ohne genau zu wissen, was sich dahinter verbirgt. In ihrer neuen Serie "Geld-ABC" stellt die Süddeutsche Zeitung deshalb wichtige Begriffe vor, mit denen Anleger oft konfrontiert sind. In der ersten Folge geht es um den Ausgabeaufschlag.

Hierzulande werden Geldanlagen meist so unters Volk gebracht: Produkte werden verkauft, und der Verkäufer beziehungsweise die Vertriebsstelle erhält eine Provision - als Anreiz, diese Anlagen loszuwerden. Dazu zählt beim Erwerb von Investmentfonds ein Ausgabeaufschlag von ein bis knapp vier Prozent der Summe, die der Kunde anlegen will. Bei 100 Euro sind also zugleich ein, zwei, drei Euro oder mehr an Kaufgebühren fällig. "Regelmäßig werden Verbrauchern deshalb Produkte verkauft, die nicht bedarfsgerecht sind, etwa weil sie zu riskant oder zu teuer sind", sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Wie hoch der Ausgabeaufschlag ausfällt, hängt von der Art des Fonds ab. Die Fonds-Ratingagentur Morningstar hat für die SZ die Kaufgebühren von fast 8000 Misch-, Renten- und Aktienfonds ausgewertet. Das Ergebnis: Die Anbieter verlangen für Mischfonds im Durchschnitt maximal 3,6 Prozent, für Aktienfonds 3,4 und für Rentenfonds 2,69 Prozent Ausgabeaufschlag. Maximal heißt: Kunden können feilschen. "Man sollte den Aufschlag möglichst ganz wegverhandeln", sagt Ali Masarwah von Morningstar. Der Fondsexperte hat ausgerechnet, wie die Kaufgebühren den Ertrag drücken: Bei Aktienfonds belief sich die Rendite in den vergangenen fünf Jahren bis Ende Juli 2019 auf durchschnittlich 6,05 Prozent inklusive Aufschlag und möglicher Gebühren beim Fondsverkauf. Wäre der Aufschlag nicht angefallen, käme pro Jahr eine Rendite von 6,87 Prozent heraus. "Da kommt langfristig ganz schön was zusammen", sagt Masarwah.

Noch negativer auf die Rendite durchschlagen können die laufenden Fondskosten, die Jahr für Jahr anfallen. Bei Aktienfonds betragen sie laut Morningstar durchschnittlich 1,64 Prozent. Hinzu kommen Transaktionskosten, wenn Fondsmanager etwa Aktien kaufen oder verkaufen.

Anleger, die ihre Kosten reduzieren wollen, haben aber Alternativen: "Wer etwa Fonds direkt über die Börse erwirbt, zahlt keinen Ausgabeaufschlag, sondern eine weitaus geringere Orderprovision", sagt Experte Nauhauser. Auch beim Fondskauf über Direktbanken fielen Ausgabeaufschläge oft weg. Immer populärer werden - auch wegen ihrer geringeren Kosten - Indexfonds. Für diese müssen Bankkunden gar keine teuren Aufschläge zahlen.

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