Manchmal finanzieren auch Banken Schirme. Die für Wuppertal sind leuchtend Orange. Mit 500 Stück wollen die Stephanie Diergardt, Julia Koch und Danica Dannberg in den nächsten Monaten auf ihr Projekt "(M)eine Stunde für Wuppertal" aufmerksam machen.
Die Studentinnen der Wirtschaftswissenschaften wollen Bürger dazu bewegen, ehrenamtlich etwas für ihre Stadt zu tun. Seit August 2006 läuft das Projekt, "am Anfang recht schleppend, mittlerweile schenken die Wuppertaler ihrer Stadt viel Zeit", sagt Diergardt. Die Aktion mit den knallbunten Schirmen soll das Projekt nun noch bekannter machen. Der Werbemittelhersteller Schwalm + Leiner hat sie günstiger hergegeben, den Rest, 2800 Euro, eigentlich Peanuts, haben sich die Sponsoren, Deutsche Bank und der ehemalige Vorwerk-Manager Markus von Blomberg, geteilt.
Blomberg war es, der die Studenten von der Bergischen Universität Wuppertal vor drei Jahren auf diese Idee brachte. Er trat an das SIFE-Team heran. Die Abkürzung steht für das weltweite studentische Netzwerk "Students in Free Enterprise". Von Blomberg stammt auch der Leitsatz der Initiative: "Wenn jeder Wuppertaler sich eine Stunde Zeit nehmen würde, um etwas für seine Stadt zu tun, dann hätten wir mehr als 300.000 Stunden im Jahr, um unsere Stadt schöner und lebenswerter zu machen."
99 Teams am Start
Mit ihrem Projekt haben es die Studenten aus Wuppertal wie zehn weitere Teams in das Finale des Wettbewerbs Generation-D geschafft, der in diesem Jahr zum ersten Mal von Süddeutscher Zeitung, der Bayerischen Eliteakademie, dem Versicherungskonzern Allianz und der Stiftung Marktwirtschaft ausgeschrieben wurde. 99 studentische Teams aus ganz Deutschland haben sich an dem Wettbewerb beteiligt. Mit ihren Ideen wollen sie Deutschland voranbringen.
Solche Menschen, "Unkonventionelle, Unangepasste", braucht es, sagt Dieter Frey. Der Wirtschaftspsychologe ist Mitinitiator des Wettbewerbs und leitet die Bayerische Eliteakademie. "Schräge Vögel müssen gefördert und ermuntert werden, das sind die Visionäre von morgen", sagt Frey. "Wir müssen lernen, das Unkonventionelle zu lieben."
Deshalb tat sich die Jury auch so schwer, unter all den liebenswerten unkonventionellen Projekten die Sieger zu küren. Die besten elf Ideen schafften es ins Finale: Studenten, die auf ihrem Campus Strom sparen wollen, Spenden sammeln oder zwischen den Generationen vermitteln.
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"Die Diskussion war ziemlich intensiv und die Bewertung nicht immer ganz einfach", sagt Philipp Beltz, einer der Studenten der Eliteakademie. Sie stellte fünf der neun Juroren, denn Generation-D ist ein Wettbewerb von Studenten für Studenten. Die hohe Zahl der sozialen Projekte zeige, wo junge Menschen heute die größten Defizite sehen, sagt Frey. "Wir haben zu viele Verlierer, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden." Der Wettbewerb Generation-D soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden, darauf haben sich die Initiatoren bereits verständigt. Er ist offen für weitere Partner.
Rund 50.000 Wuppertaler haben ihrer Stadt in den vergangenen Monaten mehr als 125.000 Stunden geschenkt. Es sind so viele, dass die Stadt schon eine Stelle geschaffen hat, die Zeitgeber und -nehmer vermittelt. Dirk Rosendahl, zum Beispiel, trainiert die F1-Jugend des Fußballclubs SC Viktoria Rott 89. Die Künstlerin Sabine Bazan hat gemeinsam mit 20 Wuppertalern einen Teil des Dorrenbergtunnels mit Tanzszenen bemalt. Manche Bürger helfen beim Reinigen der Stadt, andere spielen im Gefängnis mit Jugendlichen Fußball.
Schirme für die Wuppertaler
Die erste Aktion mit den Schirmen fand Mitte November statt. Rund 250 Bürger versammelten sich vor dem Wuppertaler Rathaus. Oberbürgermeister Peter Jung hielt eine kleine Ansprache. Am kommenden Samstag steht der nächste Termin an, auf dem Weihnachtsmarkt in der historischen Stadthalle. "Die Inszenierungen sind für das nächste Jahr schon fast ausgebucht", sagt Diergardt.
Und am Ende sollen die Schirme an Einzelhändler in der Stadt verteilt werden. "Dort können sie die Einwohner dann ausleihen, wenn sie vom Regen überrascht werden, und beim nächsten Mal wieder zurückgeben", sagt Diergardt: Auch die Schirme sind Gemeingut. "Sie gehören den Wuppertalern."