Start-up-Wettbewerb:Batterien, Energie, Umweltschutz

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Die Finalisten des Start-up-Wettbewerbs auf der Bühne beim SZ Wirtschaftsgipfel im Hotel Adlon. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)

Die Süddeutsche Zeitung zeichnet bei ihrem Wirtschaftsgipfel in Berlin junge Unternehmen aus, deren Technologien Energie- und Verkehrswende sowie Naturschutz voranbringen sollen.

Von Björn Finke, Berlin

Besonders effiziente Mini-Kraftwerke, bessere Elektroauto-Batterien, eine Plattform für Investitionen in Natur- und Klimaschutz: Die Preisträger des diesjährigen „SZ Gipfelstürmer Awards“ haben ganz unterschiedliche Produkte entwickelt. Der Wettbewerb zeichnet deutsche Start-ups aus, die bahnbrechende Innovationen hervorgebracht haben. Organisatoren sind die Süddeutsche Zeitung und das Münchner Gründerzentrum UnternehmerTUM. Der undotierte Preis wurde jetzt beim SZ Wirtschaftsgipfel im Berliner Hotel Adlon verliehen.

Es gibt drei Kategorien, und in jeder davon wiederum drei Finalisten: In der Kategorie Mobilität siegte Pulsetrain aus München. Das 2022 gegründete Unternehmen, das früher Bavertis hieß, hat Steuertechnik für die Batterien in Elektroautos entwickelt. Dank der patentierten Technik und Software soll sich die Haltbarkeit der Batterien um 80 Prozent verlängern. Und wenn sie nicht mehr leistungsfähig genug für Fahrzeuge sind, können sie noch woanders zum Einsatz kommen, etwa in Batteriespeichern. Momentan testet Pulsetrain Prototypen zusammen mit Kunden. Die Firma hat bereits 37 Beschäftigte. Mitgründer und Vorstandschef Niclas Lehnert sagte bei der Preisverleihung, er stehe „in regem Kontakt“ mit Autoherstellern.

Auszeichnung für Mini-Gaskraftwerke

Die zweite Preiskategorie ist Deep-Tech. Der Begriff umschreibt Firmen, deren Produkte auf besonders anspruchsvollen wissenschaftlichen oder technischen Entwicklungen beruhen. Hier siegte Reverion aus Oberbayern. Das Unternehmen ist eine Ausgründung der Technischen Universität München, legte 2022 los und hat inzwischen fast 120 Beschäftigte. Reverion baut containergroße Mini-Gaskraftwerke, die nach eigenen Angaben doppelt so effizient sind wie bisherige Biogas-Kraftwerke. Außerdem scheiden die Anlagen das entstehende klimaschädliche Kohlendioxid ab, sodass es gespeichert werden kann und nicht die Atmosphäre belastet.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Container binnen einer Minute auf die umgekehrte Betriebsart umgestellt werden können. Dann produzieren sie nicht aus Biogas Strom, sondern nutzen Strom, um Wasserstoff oder Methan zu gewinnen. Betreiber können die Gase speichern und mit ihrer Hilfe später wieder Elektrizität erzeugen.

Damit können die Anlagen dabei helfen, Schwankungen im Stromnetz auszugleichen: Liefern Wind- und Solarparks mehr Strom, als gebraucht wird, verwandeln die Container die Überschüsse in speicherbares Gas. Bei der Preisverleihung sagte Mitgründer und Chef Stephan Herrmann, die flexiblen Kraftwerke lösten das Problem von Über- und Unterproduktion von Strom. Sechs Patente schützen die Technik. Das Start-up arbeitet gerade daran, eine Serienfertigung aufzubauen, um die mehr als 60 Vorbestellungen von Kunden zu bedienen und die Kosten zu senken.

„Ökologischer Personalausweis“

Dritte Preiskategorie ist Künstliche Intelligenz (KI). Hier setzte sich das Münchner Start-up The Landbanking Group durch. Es wurde 2022 gegründet und verwendet Künstliche Intelligenz, um weltweit die ökologische Güte von Flächen zu bestimmen, unter anderem mithilfe von Satellitenbildern. Zugleich hat die Firma eine Plattform aufgebaut, die es Unternehmen ermöglicht, in die ökologische Aufwertung von Flächen zu investieren. Dann erhält etwa ein Kakaobauer eine Prämie, wenn er dank anderer Anbautechniken die Artenvielfalt, die Klimabilanz oder die Wasseraufnahmefähigkeit der Böden verbessert. Ob und wie sehr das gelungen ist, ermittelt die Software des Start-ups.

Diesen Zugewinn an sogenanntem Naturkapital kann sich das investierende Unternehmen, zum Beispiel ein Schokoladenhersteller, auf der Plattform gutschreiben lassen – und sogar damit handeln. The Landbanking Group hat bereits 32 Kunden und gut 50 Beschäftigte, der Umsatz seit dem Start beträgt 1,6 Millionen Euro. Gründer Martin Stuchtey sagte bei der Preisverleihung, seine Firma gebe jeder Fläche auf dem Planeten „einen ökologischen Personalausweis“; die Plattform schlage eine Brücke zwischen der Natur und dem Wirtschafts- und Finanzsystem.

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