Süddeutsche Zeitung

System-Gastronomie:Weniger Gerichte, mehr Erfolg

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Vapiano veröffentlicht schlechte Zahlen, die Aktie fällt. Der neue Chef arbeitet nun an einer neuen Speisekarte mit weniger Gerichten. So will er aus der Krise kommen. Gelingt das?

Von Lara Janssen, München

Der Name klingt gut und irgendwie italienisch. Vapiano leitet sich aus dem Sprichwort "Chi va piano va sano e va lontano" ab, was auf Deutsch so viel heißt wie: "Wer alles im Leben locker und gelassen angeht, lebt gesünder und länger." Doch davon ist bei der Kölner Restaurant-Kette derzeit nicht viel zu spüren. Die Vapiano-Aktie ist am Montag um zeitweise bis zu 13 Prozent auf ein Rekordtief von 5,36 Euro gesunken. Es ist der zweitgrößte Sturz, seit das Unternehmen an die Börse ging. Anfang 2018 notierte das Papier noch bei etwa 25 Euro - fünf Mal so hoch. Nun will der neue Chef die Strategie ändern. Und es soll Verhandlungen mit Banken über die langfristige Finanzierung geben, das klingt alles nicht gut.

Am Wochenende hatte Vapiano Zahlen bekannt geben. Obwohl im Herbst vergangenen Jahres bereits zwei Mal die Prognosen nach unten korrigiert wurden, sind die vorläufigen Zahlen noch schlechter als befürchtet. Sowohl Umsatz als auch der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) - also der Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen - sind 2018 hinter den Erwartungen geblieben. Vapiano hatte sich mit der Expansion unter den ehemaligen Chefs übernommen. Zwar erfreuen sich italienische Pizza und Pasta weltweit großer Beliebtheit, doch die Kette expandierte viel zu schnell, neue Standorte waren nicht immer erfolgreich. Ende 2018 betrieb das 2002 in Hamburg gegründete Unternehmen bereits 231 Restaurants in 33 Ländern, darunter auch in Mexiko, Brasilien, Saudi-Arabien, Ägypten und China. Der frühere Chef Jochen Halfmann wollte bis 2020 sogar auf 330 Standorte kommen.

Der seit November 2018 amtierende neue Chef, Cornelius Everke, kündigt nun an, mit der Strategie seines Vorgängers zu brechen. Er will die Speisekarte verkleinern, um so die Wartezeiten für den Kunden zu verkürzen. Das Tempo, in dem neue Restaurants eröffnet werden, will er deutlich drosseln, neue Lokale soll es vorerst nur noch in Metropolen geben. Das Geschäft außerhalb Europas soll auf den Prüfstand und möglicherweise verkauft werden. In den USA hat das Unternehmen bereits sieben Filialen an Franchisepartner veräußert. Arbeitsplätze seien dabei nicht in Gefahr, heißt es. Um die neue Strategie langfristig finanzieren und umsetzen zu können, sei der Vorstand in Gesprächen mit Banken.

Everke hatte im vergangenen Herbst den Posten von Halfmann eingenommen. Dieser war seit 2015 im Amt und hatte auch mit Krisen zu kämpfen. Mitarbeiter waren angeblich inkorrekt bezahlt worden, in einzelnen Lokalen gab es Defizite bei der Hygiene. Im Sommer 2017 ging Vapiano dann an die Börse und startete mit 23 Euro je Aktie. Nun ist die Firma nur noch gut 140 Millionen Euro wert.

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Quelle:
SZ vom 19.02.2019
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