Syngenta:Chem China muss warten

Das Angebot für Syngenta wird erneut verlängert. Die Skepsis ist groß, womöglich ist die nationale Sicherheit der USA gefährdet.

Von Elisabeth Dostert

Als der chinesische Staatskonzern China National Chemical Corp Anfang Februar offiziell seine Offerte für den Schweizer Agrochemiekonzern Syngenta unterbreitete, gab Firmenchef Ren Jianxin ein Interview von exakt fünf Minuten. Das ist nicht viel Zeit für ein Gebot im Wert von mehr als 40 Milliarden Dollar. Das Video, das immer noch auf der Internetseite des chinesischen Konzerns zu sehen ist, wirkt so, als sei es im Vorraum der Gemeinschaftsduschen irgendeiner Chemiefabrik aufgenommen worden. Der Raum scheint weiß gefliest zu sein bis zur Decke. Alles sauber. Eine Journalistin stellt Fragen, die bestellt wirken, Ren hat die Antworten gut gelernt. Was er sagt, ist wenig überraschend. Ren verspricht, was ein Bieter so verspricht. "Syngenta bleibt Syngenta." Dass sich Chem China und Syngenta prima ergänzten. Dass der Firmensitz von Syngenta in der Schweiz bleibe. Offenbar will er niemanden verschrecken.

Trotzdem ist die Skepsis groß. Am Montag musste Chem China die Angebotsfrist erneut verlängern, weil Genehmigungen von Behörden noch ausstehen. Die Frist soll nun am 13. September enden. Es ist nicht die erste Verlängerung. Schon Anfang Mai hatte der Staatskonzern die Frist vom 24. Mai auf den 18. Juli verschoben. Nach früheren Berichten verschiedener Medien schaut sich die US-Behörde CFIUS das Angebot sehr genau an. Der Ausschuss der US-Regierung prüft, ob eine Fusion oder Beteiligung die nationale Sicherheit der USA gefährdet. Schon kurz nach der Offerte hatten Zeitungen berichtet, dass zwei Pestizid-Fabriken von Syngenta in den USA einem nationalen Terrorismus-Abwehr-Programm unterstehen. Zudem sei auch ein Vorbehalt der Behörde für ein Forschungszentrum in North Carolina denkbar, in dem Gentech-Saatgut entwickelt werde. Angeblich macht auch Monsanto hinter den Kulissen kräftig Lobby gegen die Übernahme durch Chem China. Der US-Konzern war bei Syngenta abgeblitzt.

Chem China will die Übernahme bis Jahresende abschließen. Notfalls werde die Angebotsfrist erneut verlängert, so der Staatskonzern. Chem China wirkt sich seiner Sache sicher, obwohl neben den regulatorischen Hindernissen auch die Syngenta-Aktionäre nicht begeistert zu sein scheinen. Bislang hat Chem China 17,5 Prozent der außenstehenden Aktien eingesammelt, teilt Syngenta mit. Der chinesische Konzern will mindestens 67 Prozent haben.

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