Süddeutsche Zeitung

Swiss-Leaks:HSBC-Chef rechtfertigt sein Geldversteck in Panama

  • Der HSBC-Chef nutzte selbst ein Konto der Schweizer Tochter, die im Fokus eines Schwarzgeldskandals liegt. Er versteckte seine Identität außerdem hinter einer Briefkastenfirma, die in Panama angemeldet war.
  • Er wollte nach eigenen Angaben damit verhindern, dass seine Kollegen erfahren, wie viel er als bestverdienender Manager der HSBC bekam.

Von Björn Finke, London

Ausgerechnet am Tag der Jahresbilanz geriet er persönlich in den Fokus: Der Chef der britischen Großbank HSBC, Stuart Gulliver, war selbst Kunde der schweizerischen Banktochter, die wegen der Schwarzgeldaffäre unter Druck geraten ist. Eigentlich wollte er lediglich vortragen, wie das vergangene Jahr für seine Bank gelaufen ist - nämlich nur mittelprächtig. Die Bank musste hohe Strafen zahlen, weil sie in ein paar Skandale verwickelt war und auch sonst verdiente das Institut nicht sonderlich gut. Unter dem Strich fiel der Gewinn um 15 Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar. Der Aktienkurs brach ein.

Auf der Telefonkonferenz der Bank ging es aber nicht nur um die schlechten Zahlen. Thema war auch das private Schweizer Konto des Chefs, das kurz zuvor öffentlich geworden war. 2001 war er Chef der Hongkonger HSBC-Niederlassung und eröffnete ein Konto in der Schweiz. Zusätzlich nutzte er eine anonyme Briefkastenfirma in Panama, um die Besitzverhältnisse zu verschleiern. In den Jahren 2006 und 2007 lagen bis zu 7 674 354 Dollar auf dem Konto.

Aufsichtsratschef Douglas Flint sah sich genötigt, Gulliver beizuspringen. Was er gemacht habe, sei "absolut legal und angemessen" gewesen, sagte der Kontrolleur des HSBC-Vorstands.

Wofür diese Offshore-Konstruktion? Es gehe nicht um Steuern, sondern um seine Privatsphäre, beteuerte der Bankchef. Sein Einkommen versteuere er komplett in Großbritannien. Seine Erklärung für die Geheimniskrämerei: Er sei lange der bestbezahlte Manager der HSBC gewesen - und er habe nicht gewollt, dass seine Kollegen in der Hongkonger Niederlassung sehen, wie hoch sein Bonus sei.

Also habe er ein HSBC-Konto in der Schweiz eröffnet. Und damit auch die Schweizer Kollegen nicht sehen, was er verdient, habe er die Einkünfte dann noch über eine panamaische Firma laufen lassen. Der eigene Chef vertraut dem hauseigenen Bankgeheimnis nicht - diese Erklärung dürfte wohl Kunden verwundern, die selbst Wert auf Diskretion legen.

Inzwischen nutze er diese Konstruktion nicht mehr, sagte Gulliver. Denn als HSBC-Vorstand sei sein Gehalt ohnehin öffentlich: Die Bank informiert in ihrem Geschäftsbericht darüber.

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