Swiss-Leaks:1000 Deutschen drohen Strafverfahren

Lesezeit: 2 Min.

Wolken hängen über der HSBC Private Bank in Genf: Kunden der Bank geraten ins Visier der Fahnder (Foto: AFP)
  • Deutsche Fahnder haben bereits Daten von 1136 Kunden der Schweizer HSBC geprüft. Doch den französischen Behörden liegen fast 1000 zusätzliche Namen vor, die einen Bezug zu Deutschland haben.
  • Von der Existenz dieser Daten erfahren die deutschen Ermittler erst jetzt - mehr als vier Jahre, nachdem sie die ersten Dokumente aus Frankreich bekommen haben.

Von Christoph Giesen und Bastian Obermayer, München

In der Affäre um die gestohlenen Kundendaten der HSBC Schweiz rücken die deutschen Kunden in den Fokus. In den internen Dokumenten finden sich 2106 Personen mit Bezug zu Deutschland. Circa ein Drittel von ihnen nutzte anonymisierte Nummernkonten, mehr als 200 Kunden besaßen Tarnfirmen. Insgesamt wurden laut den HSBC-Dokumenten von deutschen Kunden etwa 3,3 Milliarden Euro angelegt. Das durchschnittliche Vermögen pro Person lag damit bei mehr als 1,5 Millionen Euro.

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Für viele dieser Kunden könnte das Datenleck gravierende Folgen haben. Von der Existenz fast 1000 zusätzlicher deutscher Namen erfahren die Steuerfahnder erst jetzt. Nach Erkenntnissen von SZ, NDR und WDR lagen den deutschen Behörden bisher lediglich 1136 Namen vor - also nur rund die Hälfte der mehr als 2100 deutschen Namen.

Französische Steuerermittler hatten ihren deutschen Kollegen bereits im Oktober 2010 eine vorsortierte Liste mit 1136 Namen von mutmaßlich deutschen Kontoinhabern übermittelt. Zuvor hatte Whistleblower Hervé Falciani, ein ehemaliger Computerfachmann der HSBC in Genf, Tausende Kundendaten seines ehemaligen Arbeitgebers entwendet und den französischen Behörden übergeben.

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Durch die Recherchen von weltweit mehr als 140 Journalisten aus 45 Ländern, geleitet vom Internationalen Konsortium für Investigative Journalisten (ICIJ), wurde erstmals bekannt, in welchem Ausmaß die HSBC Schweiz ihre Kunden bei der Verschleierung von Geldern unterstützt hatte. Außerdem sollen die Banker Geschäfte mit mutmaßlichen Waffenschiebern, Blutdiamantenhändlern und der al-Qaida nahestehenden Personen gemacht haben. Sprecher der Bank räumten ein, dass es bei der HSBC in der Vergangenheit "Verhaltens- und Kontrolldefizite" gegeben habe, dafür übernehme man die Verantwortung.

Die Enthüllungen haben die weltweite Diskussion um die Rolle von Banken neu angeheizt. Politiker aus aller Welt forderten ein Ende fragwürdiger Bankgeschäfte. Aus der britischen Regierung etwa hieß es, "die Ära des Bankgeheimnisses ist vorbei". Ein belgischer Untersuchungsrichter, der seit November 2014 gegen die Schweizer HSBC-Tochter wegen Steuerbetrugs und Geldwäsche ermittelt, drohte am Montag mit einem internationalen Haftbefehl gegen führende Manager der Gesellschaft.

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36.000 Tabellen, fast 60.000 Konten - und irgendwo darin stecken die Geschichten. Mehr als 140 Journalisten arbeiteten mit den internen Daten der HSBC.

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Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) forderte auch in Deutschland Ermittlungen gegen die ins Zwielicht geratene Bank, wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Er verlangte, dass ihre Geschäftspraktiken untersucht und gegebenenfalls "mit aller Härte" bestraft werden müssten. Gabriel sprach in Bezug auf die umstrittenen Praktiken der HSBC sogar von "bandenmäßiger Steuerhinterziehung in erheblichem Umfang".

Die gestohlenen Bankdaten liegen inzwischen Behörden in mindestens zwölf Ländern vor, mehr als eine Milliarde Euro an Steuern und Strafen konnte durch die Dokumente zurückgeholt werden.

© SZ vom 10.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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