SUVs:Besteuert die Schwergewichte!

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Die Autos werden immer größer, die Zahl der schweren Modelle nimmt zu - auch in Deutschland. (Foto: Stefan Zeitz/imago stock&people)

Besitzer großer Autos müssen bald mehr Kfz-Steuer zahlen. Das ist erfreulich - aber nicht genug. Wer Straßen und Umwelt belastet, muss dafür aufkommen.

Kommentar von Max Hägler

Es rollt nicht mehr richtig gut in Deutschland. Jeder sieht es. Eines unter unzähligen Beispielen: die Thalkirchner Brücke über die Isar in München. Dort, neben dem Tierpark, grillen die Menschen auf den Kiesbänken. Das Bild ist bekannt, entweder von Fotos oder vom Drüberlaufen. Aber das Navigieren oben auf der schönen hölzernen Brückenkonstruktion wird immer heikler, wie an so vielen anderen ähnlichen Orten im Land. Die über die Jahre immer breiter gewordenen Autos drücken sich immer mühsamer aneinander und an den Radfahrern vorbei. Und dann sind da diese rot umrandeten Schilder, die schweren Fahrzeugen die Benutzung verbieten: Bei mehr als drei Tonnen droht Einsturzgefahr! Die Wagen mit ihren M-, Q- oder X-Typenschildern kommen da schon nah ran, zumal aufgereiht im Feierabendstau.

Wer so etwas sieht oder das schiefe Parken in den dicht bebauten Vierteln der Großstädte, der wird ohne Abstriche sehen: Dem Wachstum der Fahrzeuge sollte Einhalt geboten werden. Oder zumindest sollten ihre Halter spürbar mehr Steuern überweisen müssen. Das bisschen Draufzahlen, das bald ansteht, steuert die Entwicklung jedenfalls zu wenig.

Im September gilt eine neue Berechnungsgrundlage für die Kraftfahrzeugsteuer - die aber nur einen Aspekt großer Wagen im Blick hat: den Kohlendioxid-Ausstoß, der direkt zusammenhängt mit dem Spritverbrauch. Und natürlich korreliert der auch mit Gewicht und Größe der Gefährte. Ein neuer Prüfstandard mit dem komplizierten Kürzel WLTP misst nun schärfer und realistischer, sodass Autofahrer im Durchschnitt wohl 50 Euro mehr im Jahr zahlen müssen; für sogenannte SUVs vielleicht 100 Euro. Immerhin, kann man sagen, und natürlich ist es richtig, dass ein wenig mehr Lebensnähe Einzug hält beim Verbrauchsmessen. Aber die Steuern sind auch künftig noch zu niedrig. Viel zu niedrig.

Egal ob in der Mittelklasse oder bei den ganz teuren Autos: Die Wagen werden immer größer. Obwohl schon jetzt im Jahr einige Hundert, mitunter tausend Euro Kfz-Steuer fällig werden, nimmt die Zahl dieser schweren Modelle zu. Etwa ein Drittel aller Neuwagen in Deutschland entfällt bereits auf die besonders raumfüllenden SUVs. Innerhalb von zehn Jahren hat sich ihr Anteil vervierfacht. Die Motoren sind auch deshalb stark wie nie: 152 PS leisten sie mittlerweile im Schnitt, Tendenz weiter stark steigend. Die Hersteller finden das großartig, für mehr Blech und PS kann man mehr Geld verlangen - von dem dann verhältnismäßig mehr in den Firmen bleibt. Die schönen Bilanzen der Autokonzerne hängen, zumal bei den Premiumlieferanten, mit den großen Automodellen zusammen, und so werden auch immer mehr davon entwickelt.

Wer die Straßen besonders belastet, sollte dafür noch mehr zahlen

Unzweifelhaft ist dabei: Jeder mag fahren, was er will! Trambahn, Fahrrad, 2CV, Roller oder SUV. Mobilität ist eine große Errungenschaft, die Fahrzeuge, die Wege, all das ermöglicht den Menschen - und zwar mittlerweile fast allen - ein unkompliziertes Vorankommen. Manche mögen es groß, andere brauchen es groß, weil sie vieles oder viele transportieren. Die Vielfalt auf den Straßen ist Teil des modernen Lebens. Und nicht jeder muss dabei alle Formen und Arten mögen.

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Aber ein Prinzip muss dabei künftig noch stärker zum Tragen kommen: Wer mit seinem eigenen Wagen viel Raum beansprucht, die Straßen besonders belastet und viel Energie verbraucht, der sollte dafür noch deutlicher einen laufenden Beitrag entrichten. Und die leichten, mithin in allen Dimensionen sparsameren Alternativen sollten im Gegenzug bevorzugt werden.

Dazu muss die Formel der Kfz-Steuer noch einmal verändert werden, Gewicht und hohe Emissionen sind viel stärker zu berücksichtigen. Schon jetzt werden in Deutschland etwa Nutzfahrzeuge nach Gewicht besteuert, Pkw jedoch nicht, dabei wäre solch ein zusätzlicher Faktor hilfreich, um die Verkäufe und auch die Modellentwicklungen wenigstens ein bisschen besser zu lenken. Daran sollte sich der Gesetzgeber künftig auch orientieren, so wie das in Dänemark oder den Niederlanden bereits passiert.

Jetzt, im Zuge der Umstellung auf das neue Prüfverfahren, wurde die Chance verpasst. Aber wenn alsbald noch einmal über die Besteuerung von Elektroautos diskutiert wird, muss die Politik mutiger sein. Es geht nicht darum, etwas zu verbieten, was manche auch fordern. Aber es geht darum, die Kosten fürs Gemeinwesen ehrlicher ihren Verursachern in Rechnung zu stellen. Damit es künftig wieder besser rollt, über der Isar und auch sonst im Land.

© SZ vom 20.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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