Autoindustrie:Jeder dritte Neuwagen ist ein SUV

Vorstellung des ID.4 von VW

Eine Mitarbeiterin enthüllt einen ID.4 von Volkswagen, das erste Elektro-SUV der Marke.

(Foto: Robert Michael/picture alliance/dpa)

Egal ob elektrisch oder mit Benzin-Motor: Die Deutschen kaufen so viele "sportliche" Geländewagen wie noch nie. Vor allem die kleineren Modelle sind gefragt.

Von Christina Kunkel

Es ist ja immer etwas müßig, die Frage "braucht's das wirklich?" zu stellen, wenn ein Autohersteller ein neues Modell auf den Markt bringt. So auch vergangene Woche, als VW nicht nur die sehr guten Halbjahreszahlen präsentierte, sondern auch noch einen neuen Wagen zeigte. Das erste SUV-Coupé der Marke, so lautet das Marketing-Sprech für das Modell namens Taigo. Noch so ein hochgebocktes Auto, etwas größer als die ebenfalls in einer SUV-Version angebotenen Golf oder Polo.

Man kann diese SUVisierung für übertrieben oder gar unnötig halten. Doch die Verkaufszahlen sagen: Die Autofahrer wollen genau das. In den ersten sechs Monaten diesen Jahres haben in Deutschland die "sportlichen" Geländewagen einen Marktanteil von 34,8 Prozent bei den Pkw-Neuwagenzulassungen erreicht. Das ergibt eine Auswertung des Center Automotive Research (CAR) in Duisburg. "Es ist ein neuer Rekordwert und alles spricht dafür, dass es nicht der letzte sein wird", heißt es in der Analyse. Die ersten Daten für Juli würden zudem zeigen, dass der Marktanteil der SUVs in diesem Jahr noch weiter steigen wird.

Als typische SUVs gelten sehr hohe und breite Wagen wie der BMW X6 oder der Mercedes GLE

Allerdings lohnt sich ein differenzierter Blick: Als typische SUVs gelten sehr hohe und breite Wagen wie der BMW X6 oder der Mercedes GLE. Doch den größten Zuwachs an SUVs verzeichnet weiterhin das Klein- oder Kompaktwagen-Segment - eben dort, wo VW jetzt mit seinem neuen SUV-Coupé nach Käufern sucht. Überhaupt sind es nicht nur die Premiumhersteller, die den SUV-Absatz treiben. Laut der Auswertung der CAR-Instituts war auch bei VW jedes dritte verkaufte Auto im ersten Halbjahr eines dieser höhergelegten Modelle, bei BMW waren es 36 Prozent, bei Mercedes 33 Prozent. Einen besonders großen SUV-Anteil hat Volvo. Bei den Schweden entscheiden sich mittlerweile 77 Prozent der Käufer für ein derartiges Modell.

Dieser Trend sagt jedoch nicht unbedingt etwas über den CO₂-Ausstoß der Neuwagenflotte aus. Mit zunehmendem Anteil an Elektrofahrzeugen müssen die Berechnungen anders ausfallen. Denn viele Hersteller bieten aktuell vor allem SUV mit Batterieantrieb an. Tesla bringt bald mit dem Model Y einen weiteres dieser Modelle nach Deutschland und auch bei den deutschen Autonkonzernen werden bei den nächsten Elektroauto-Premieren - etwa bei der IAA im September - viele SUV zu sehen sein.

Doch wie lange wird das SUV-Wachstum in Deutschland noch weitergehen? Ein Blick in andere große Automärkte zeigt, wo die Reise hingehen kann. In Amerika ist bereits jedes zweite neu zugelassene Auto ein SUV und auch in China lag der Anteil dieser Modelle im ersten Halbjahr 2021 bereits bei 47 Prozent. In den letzten zehn Jahren ist der SUV-Markt in Deutschland jedes Jahr um knapp elf Prozent gewachsen. Selbst wenn sich dieser Trend auf 5,5 Prozent Wachstum pro Jahr halbieren würde, wären auch hierzulande schon 2026 ähnliche Quoten wie jetzt in China erreicht.

Eine andere ehemalige Erfolgsgeschichte geht dagegen ihrem Ende entgegen: Die des Dieselautos. Im ersten Halbjahr war nur noch jeder fünfte Neuwagen ein Selbstzünder. Noch vor fünf Jahren entschied sich fast die Hälfte aller Autokäufer für einen Diesel.

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