Surfen und Bahnfahren:Pendler sollen schnelles Internet bekommen

Bahn modernisiert IC-Flotte

Internetzugang haben Bahnfahrer bislang nur in ICE-Zügen. Das soll sich nun ändern.

(Foto: Hendrik Schmidt/dpa)
  • Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) fordert schon länger einen schnellen drahtlosen Internetzugang per Wlan für die Pendler.
  • Künftig sollen darum die Bundesländer bei allen Ausschreibungen im Regionalverkehr ein Wlan-Angebot vorschreiben.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Wer morgens in der S-Bahn oder im Regionalzug auf dem Weg zur Arbeit im Internet surfen oder E-Mails checken will, braucht oft viel Geduld, bis etwas zu sehen und zu lesen ist. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) fordert deshalb schon länger einen schnellen drahtlosen Internetzugang per Wlan für die Pendler. Nun macht er einen neuen Vorstoß. Dobrindt fordert von den Ländern bei allen künftigen Ausschreibungen im Regionalverkehr ein Wlan-Angebot vorzuschreiben. "Die Länder sind hier in der Pflicht, das Wlan als Standard mit reinzunehmen", sagte Dobrindt der Süddeutschen Zeitung. ‎Das Thema steht auf der Verkehrsministerkonferenz der Länder, die an diesem Donnerstag in Worms beginnt, bereits auf der Tagesordnung.

Die Konkurrenz ist weiter

Für den Verkehrsminister kann die Bahn "das Verkehrsmittel des digitalen Zeitalters werden". Dazu gehöre aber "lückenloser Mobilfunk- und Internetempfang auf den Bahnhöfen und in den Zügen". Nur wenn die Kunden im Zug störungsfrei Wlan nutzen könnten, bleibe die Bahn attraktiv. Dobrindt wies darauf hin, dass die Fahrgäste in den ICE-Zügen in der ersten Klasse inzwischen kostenlos Wlan nutzen können. Dieses Angebot müsse es auch im Nah- und Regionalverkehr geben.

Der CSU-Politiker erinnerte daran, dass der Bund seine Zuschüsse für den regionalen Bahnverkehr 2016 auf acht Milliarden Euro erhöhen wird. Außerdem sollen diese sogenannten Regionalisierungsmittel, mit denen die Länder und regionale Verkehrsverbünde Bahnlinien bestellen und bezahlen, jährlich um 1,8 Prozent erhöht werden. Damit habe die Bundesregierung die Weichen für einen leistungsstarken öffentlichen Nah- und Regionalverkehr gestellt. Jetzt müssten die Länder "mit diesen Rekord-Investitionen für ein attraktives, digitalisiertes Schienen-Angebot sorgen".

Bislang sind die Deutsche Bahn (DB) und andere Bahngesellschaften davon jedoch noch weit entfernt. Denn gerade im Regional- und S-Bahn-Verkehr, wo die meisten Fahrgäste transportiert werden, wird noch kein Wlan angeboten.

Beim Fernverkehr war bislang zumindest geplant, dass in den ICE-Zügen noch im nächsten Jahr auch in der 2. Klasse das kostenlose Wlan eingeführt wird. Das dauert möglicherweise doch noch länger. Zumindest wollte sich die neue Fernverkehrschefin Birgit Bohle zuletzt nicht auf einen Termin festlegen.

"Wir werden alles daran setzen, es möglichst noch 2016 hinzubekommen - aber nur zu einer guten Qualität", sagt sie. Bohle will offenbar auf jeden Fall vermeiden, dass die neue Technik in den Zügen nicht richtig funktioniert und sich die Seiten im Internet doch nicht oder nur sehr langsam aufrufen lassen. In den Fernbussen, die eine starke Konkurrenz für die Bahn geworden sind, gehört kostenloses Wlan bereits zum Standard.

Die Länder hatten bislang stets darauf hingewiesen, dass der Drahtloszugang eine Frage des Geldes sei. Grundsätzlich sind sie nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa bereit, den Fahrgästen diesen Zusatzkomfort zu bieten. Die Einführung von Wlan im Regionalverkehr wird aber, wenn dies künftig bei den Ausschreibungen berücksichtigt werden sollte, kein Akt von ein, zwei Jahren werden. So wies das Verkehrsministerium von Nordrhein-Westfalen darauf hin, dass es nur bei neuen Zügen wirtschaftlich sei, die Waggons mit der entsprechenden Technik auszustatten. Außerdem müsse es entlang der Strecken eine durchgehende Netzabdeckung geben. Dies lasse jedoch an Bahnstrecken anders als an Autobahnen sehr zu wünschen übrig. Hier seien die Mobilfunkanbieter gefordert.

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