Südzucker:Nicht mehr alles auf Zucker

Bauern erwarten Zuckerrüben-Rekordjahr

In Deutschland gibt es derzeit 390 300 Hektar Anbaufläche für Zuckerrüben, das sind 8300 Hektar mehr als in der Saison 2017/2018.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Europas Branchenführer Südzucker macht hohe Verluste in der Kernsparte.

Von Christian Bellmann, Mannheim

Der drastische Verfall der Weltmarktpreise für Zucker macht Europas größtem Zuckerhersteller Südzucker schwer zu schaffen. Der Umsatz im ersten Geschäftshalbjahr, das bei dem Mannheimer Konzern von Anfang März bis Ende August geht, ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 3,48 auf 3,31 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis brach um 47 Prozent auf 74 Millionen Euro ein.

Für den Rückgang seien vor allem die Verluste in der umsatzstärksten Sparte Zucker ausschlaggebend, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Hier rechnet Südzucker im Gesamtjahr mit 200 bis 300 Millionen Euro Verlust. An der Börse kam das nicht gut an. Der Aktienkurs brach zeitweise um elf Prozent auf 12,62 Euro ein. Im Juli notierte die Aktie noch bei knapp 16 Euro, Ende 2016 waren es über 25 Euro.

Insgesamt will das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr einen Umsatz von 6,7 bis 7 Milliarden Euro erzielen sowie ein operatives Ergebnis von null bis 100 Millionen Euro. Dabei setzt Südzucker auf den seine übrigen drei Sparten "Spezialitäten" (Tiefkühl- und Stärkeprodukte), "Crop Energies" (Bio-Ethanol) und "Frucht" (Fruchtzubereitungen und -konzentrat). Zudem soll die aktuelle Zuckerproduktion das Niveau des Vorjahres nicht übersteigen, das von einer vergleichsweise geringen Absatzmenge geprägt war.

Das vergangene Geschäftsjahr hatte Südzucker in der Kernsparte mit einem Rekordverlust von 239 Millionen Euro abgeschlossen. Das Ergebnis war dadurch von 445 auf 27 Millionen Euro eingebrochen. Anfang 2019 teilte das Management mit, weltweit fünf der 29 Werke zu schließen.

Südzucker leidet wie die gesamte Branche unter den in den vergangenen Jahren stark gesunkenen Weltmarktpreisen für Zucker. Ende September 2017 endete in der EU die Zuckerquoten, die die Produzenten seit 1968 vor starken Schwankungen auf dem Weltmarkt schützte. Der Preis für eine Tonne Zucker beträgt derzeit weniger als 300 Euro, 2016 waren es über 500 Euro. "Für 300 Euro pro Tonne ist keine profitable Zuckerproduktion möglich, zumindest nicht ohne Subventionen", sagte ein Unternehmenssprecher.

Die Erwartung, dass sich die Preise durch die seit der Rekordernte in der Saison 2017/18 schrumpfende Zuckerproduktion erhöhen, hat sich nicht erfüllt. Das liegt aber auch an Wettbewerbsverzerrungen, kritisieren die Mannheimer. Sie verweisen auf große Lagerbestände an Zuckerrohr in Indien, die die Erzeuger durch hohe Subventionen unterstützt auf den Weltmarkt werfen. Dass sich die EU vor dem Streitschlichtungsgremium der Welthandelsorganisation nicht den Klagen von Australien, Brasilien und Guatemala gegen diese Wettbewerbsverzerrungen angeschlossen hat, hält Südzucker für einen Fehler.

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