Südwestmetall:Viel Daimler ganz oben

Der Konzern stellt neuerdings einen Arbeitgeberchef.

Von Alexander Hagelüken und Benedikt Peters, München

Der neue Arbeitgeberchef im Südwesten wird gleich zu Beginn mit Fragen konfrontiert. Denn Wilfried Porth amtiert im Hauptberuf als Personalvorstand beim Autokonzern Daimler. Ist das zu viel Daimler beim Metall-Arbeitgeberverband Baden-Württemberg? So lautet eine Frage beim ersten größeren Auftritt des 61-Jährigen. In der Tat kommen solche Verbandschefs bisher meist von Mittelständlern. Sowohl Porths Vorgänger Stefan Wolf ebenso wie die langjährigen Präsidenten der bundesweiten Arbeitgeberverbände.

Porth will kein Übergewicht des Konzerns erkennen: "Auch wenn man Daimler zuschreibt, dass wir in Tarifrunden sehr bestimmt auftreten, ist der Abschluss ein Kompromiss vieler Parteien". Da erhält der Konzern-Mann gleich die nächste Frage: Was ist, wenn Auseinandersetzungen wie jetzt bei Daimler über den Stellenabbau auf die ganze Tarifrunde überspringen? Auch das versucht der als rustikal geltende Manager umgehend zu parieren: Der Autokonzern sei mit Themen wie Dekarbonisierung und Digitalisierung doch ein Spiegelbild der ganzen Metallindustrie.

Dann kommt Porth darauf, was er als neuer Südwestmetall-Chef in der anstehenden Tarifrunde für bundesweit vier Millionen Beschäftigte erreichen will. "Unsere internationale Position war schon vor Corona schwierig", sagt er. "Wir brauchen niedrigere Arbeitskosten". Senken könne man die etwa über niedrigere Einmalzahlungen sowie Veränderungen bei den Pausen- und Schichtregeln. Die Betriebe bräuchten auch mehr Flexibilität. Den Wunsch der Gewerkschaft nach vier Prozent mehr Geld weist Porth ebenso zurück wie seine Kollegen aus Bayern. "Die Forderungen der IG Metall stehen nicht auf dem Boden der Realität", sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber. Die Auto- und Zulieferindustrie stecke in der "schwersten Krise der Nachkriegszeit". Deutliche Kritik übt Brossardt vor allem an der Forderung nach einer Vier-Tage-Woche mit teilweisem Lohnausgleich: "Eklatante Wettbewerbsnachteile aufgrund steigender Arbeitskosten wären die Folge".

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