Südafrika: Gemballa tot:Porsche-Tuner endet mit Kopfschuss im Plastiksack

Teure Autos, dubiose Geschäfte und nun eine Leiche im Plastiksack: Der Gründer der größten Tuning-Firma, Uwe Gemballa, wurde tot in Südafrika gefunden.

Dagmar Deckstein

Aufgemotzte Luxusautos, Geldwäsche, Lösegeldforderungen und schließlich eine Leiche. Das alles böte genug Stoff für einen Krimi, aber es spricht einiges dafür, dass dieser Krimi im wahren Leben und nicht zwischen zwei Buchdeckeln spielt.

Uwe Gemballa, Chef der Stuttgarter Tuning-Firma Gemballa, ist wahrscheinlich ermordet worden.

Uwe Gemballa, Chef der Stuttgarter Tuning-Firma Gemballa, ist wahrscheinlich ermordet worden.

(Foto: Reuters)

Ein halbes Jahr, nachdem der Stuttgarter Porsche-Tuner Uwe Gemballa spurlos in Südafrika verschwand, hat die dortige Polizei am vergangenen Dienstag eine Leiche in Atteridgeville westlich Pretorias entdeckt. Zwar steht die Obduktion noch aus, aber die Polizei geht davon aus, dass sie die Leiche des 52-Jährigen gefunden hat. Angeblich steckte die Leiche in einem Plastiksack, die Hände hinter dem Rücken gefesselt, getötet durch einen Kopfschuss.

30 Jahre lang betrieb Gemballa in Leonberg bei Stuttgart "Gemballa-Tuning", eine Werkstatt, in der vorwiegend Porsche-Flitzer auf 750 PS hochgetunt wurden und für Summen zwischen 250.000 Euro und einer Million den Besitzer wechselten. Kunden fand die Tuning-Firma mit 40 Mitarbeitern in aller Welt. Die Hauptabnehmer sitzen jedoch im Nahen Osten und Russland.

Einer der letzten Coups vor Gemballas Verschwinden am 8. Februar diesen Jahres war ein 700 PS starker Ferrari Enzo. Der hörte auf den Namen Gemballa MIG-U1 und ist weit über 300 Kilometer pro Stunde schnell. Dann verschwand Gemballa spurlos. Am 8. Februar war er nach Johannesburg geflogen, wo ihn Aufzeichnungen von Überwachungskameras in Begleitung eines unbekannten Mannes zeigten.

Dubiose Geschäfte

Angeblich wollte Gemballa über die Eröffnung einer Filiale in Südafrika verhandeln, angeblich mit dem Milliardär Radovan Krejcir, in seiner Heimat Tschechien zu sechs Jahren Knast wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Auch der südafrikanische Stripclub-Besitzer Lolly Jackson soll mit von der Partie gewesen sein, und beide sollen Interesse bekundet haben, über einen Strohmann mit Gemballa ins Geschäft zu kommen.

Stern.de will nun herausgefunden haben, Krejcir habe Gemballa schon Monate zuvor davon überzeugt, Autos für ihn nach Südafrika zu importieren und in diesen hohe Dollar- oder Euro-Beträge ins Land zu schmuggeln. Das habe Juan Meyer, ein ehemaliger Geschäftspartner Krejcirs, in einer eidesstattlichen Versicherung bezeugt. Danach soll es zum Krach der beiden Geschäftspartner gekommen sein, weil zwar der erste Gemballa-Cayenne in Südafrika, eintraf, aber ohne Geld.

Fest steht nur, dass Gemballa am 9. Februar noch seine in Leonberg getrennt von ihm lebende Ehefrau angerufen hat und sie auf Englisch um eine Million Euro bat, da er einen Unfall gehabt habe. Wo und wie das Geld transferiert werden sollte, sagte er aber nicht.

Danach gab es kein Lebenszeichen mehr von ihm, auch zwei deutsche Kripobeamte, die nach Südafrika geflogen waren, fanden nichts. Die danach insolvente Gemballa-Tuning hat inzwischen einen neuen Besitzer: Ende August übernahm der 40-jährige Automobil-Ingenieur Andreas Schwarz die Kultmarke und will sie unter altem Namen neu eröffnen. Mehr als der Name bleibt vom Gründer nicht.

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