Südafrika:Bankraub von innen

Daily Life In South Africa

Blick auf Johannesburg: Sparer der VBS-Bank im ganzen Land fürchten, dass sie ihre Einlagen nicht mehr zurück bekommen.

(Foto: Dan Kitwood/Getty Images)

Management und Mitarbeiter eines Geldhauses haben umgerechnet etwa 120 Millionen Euro von den Konten geplündert. Regierungsfunktionäre hatten dafür gesorgt, dass Kommunen und Staatsfirmen dort Geld anlegten.

Von Bernd Dörries, Kapstadt

Es war der größte Bankraub in der Geschichte Südafrikas, und vielleicht auch einer der einfachsten, es gab keine Tresore zu knacken oder Mauern zu durchbrechen. Die Mitarbeiter raubten einfach ihre eigene Bank aus.

Die VBS-Bank ist eine der kleineren Institute Südafrikas, mit nur 87 Mitarbeitern - 53 von ihnen waren nach einem kürzlich veröffentlichten Untersuchungsbericht der Südafrikanischen Zentralbank an der Ausplünderung ihres eigenen Instituts beteiligt, der Schaden beläuft sich auf etwa 120 Millionen Euro. Ein großer Teil des Geldes wird wohl nicht mehr zurückzuholen sein. Die Zentralbank hält eine Rettung der Bank für ausgeschlossen, es gebe schlicht zu wenig leitende Angestellte, die sich nicht persönlich bereichert haben.

Südafrika hat sich in den vergangenen Jahren an einiges gewöhnt, hat mitangesehen, wie der mittlerweile abgetretene Präsident Jacob Zuma den Staat plünderte. Der "Große Bankraub", wie der Untersuchungsbericht überschrieben ist, ist aber in seiner Schamlosigkeit selbst für südafrikanische Verhältnisse ziemlich atemberaubend.

Da sind auf der einen Seite die mutmaßlichen Täter, das schwarze Management und die Eigentümer der Bank, die Konten plünderten und dann in den sozialen Netzwerken ihre Lamborghinis und Helikopter zur Schau stellten. Da sind die Funktionäre der Regierungspartei ANC und Staatsbedienstete, die dafür sorgten, dass Kommunen und Staatsunternehmen immer neues Geld bei der Bank anlegten, das dann geplündert werden konnte. Es war ein simples Schneeballsystem, das erstaunlich lange funktionierte.

Einst war VBS eine Bank von und für kleine Leute

Opfer ist die ohnehin verarmte schwarze Landbevölkerung, deren letzte Ersparnisse verschwunden sind. Seit Monaten bilden sich vor den wenigen Filialen der Bank lange Schlangen, hoffen die Sparer, ihre Einlagen zurückzubekommen. "Mein Herz schlägt so schnell, dass ich Angst habe, dass es herausspringt", sagte die Witwe Mulalo Ramano, 72, südafrikanischen Medien, als sie mit anderen vor einer VBS-Bank wartete und darauf hoffte, dass ihre Ersparnisse von etwa 1200 Euro, für die sie ein Leben lang geschuftet hat, noch zu retten wären.

Die VBS-Bank war den meisten weißen Südafrikanern lange unbekannt, für den schwarzen Teil der Bevölkerung war es eine "schwarze Bank". Während der Apartheid hatten sie kaum Möglichkeiten, ein Konto oder Kredite bei den Großbanken zu bekommen, die "Venda Building Society" wurde 1982 als Genossenschaftsbank gegründet, in der Kleinsparer in der verarmten Provinz Limpopo Geld für ihre Beerdigungen oder den Lebensabend anlegen konnten. Es war eine Bank von und für kleine Leute. Bis sie ins Visier der korrupten schwarzen Elite geriet.

Als in den vergangenen Jahren deutlich wurde, dass Präsident Jacob Zuma mit der Hilfe der indischstämmigen Unternehmerfamilie der Guptas das Land ausplünderte, weigerten sich alle großen Bankinstitute, den Guptas Konten zu Verfügung zu stellen. Für die Plünderer wurde es komplizierter, ihr Geld außer Landes zu bringen, das sie meist nach einem recht einfachen Muster ergaunerten: Zuma und seine Leute vergaben Staatsaufträge an Scheinfirmen der Guptas, die Provisionen und Gewinne teilte man sich. Ohne Konten wurde das schwieriger. Öffentlich sprachen Zumas Leute von den bösen "weißen Banken", die sich gegen die schwarze Mehrheit verschworen hätten.

Hinter den Kulissen wurden aber neue Objekte gesucht, die geplündert werden konnten. Zuma selbst erhielt von der VBS-Bank einen angeblichen Kredit über fast 500 000 Euro, vom den unklar ist, ob er zumindest teilweise zurückgezahlt wurde, oder ob die Bank Rückzahlungen fälschte.

Alle Beteiligten bestreiten natürlich den Diebstahl, dass sie damit durchkommen ist aber nicht wahrscheinlich. Unter dem neuen Präsidenten Cyril Ramaphosa hat die Aufarbeitung der Ära Zuma begonnen, der sich den Staat zur Beute gemacht hatte. Mehrere auf Wirtschaftskriminalität spezialisierte Staatsanwaltschaften sollen den größten Bankraub der Geschichte zur Anklage bringen.

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