VerkehrsverstößeStuttgart schickt Autos mit Kamera auf Falschparker-Jagd

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1000 parkende Autos kann ein Scan-Auto pro Stunde überprüfen. Ein Mensch schafft um die 50.
1000 parkende Autos kann ein Scan-Auto pro Stunde überprüfen. Ein Mensch schafft um die 50. (Foto: Bernd Weißbrod/Bernd Weißbrod/dpa)

Im Auto ist man schneller als zu Fuß. Das gilt auch für Parkscheinkontrolleure.

Von Tobias Bug, Stuttgart

Technik ist schneller als Menschen, und genauer. Zum Beispiel, wenn es um die Jagd auf Falschparker geht. In Stuttgart wird gerade ein Scan-Auto getestet, das Falschparker erfassen soll. 1000 Autos könne eine Person im Scan-Fahrzeug pro Stunde kontrollieren, sagt ein Sprecher des baden-württembergischen Verkehrsministeriums. Ein Verkehrsüberwacher schaffe fußläufig in der gleichen Zeit nur um die 50. Auch, weil er sich häufig mit wütenden und großmäuligen Autofahrern herumschlagen muss.

In großen Teilen Deutschlands läuft die Parkraumüberwachung noch ähnlich ab wie damals, als die ersten Autos abgestellt wurden: Stadtbedienstete laufen die Straßen ab, schauen hinter die Windschutzscheibe und checken, ob da eine Parkberechtigung liegt. Entweder ein kleiner Zettel, den der Automat in der Nähe ausgespuckt hat oder ein größerer, laminierter, der anzeigt, dass der Fahrzeughalter in der Nähe wohnt.

Klar, ein bisschen Innovation gibt es: etwa das Handyparken, bei dem man die Parkgebühren per App bezahlt, papierlos und ohne Münzen. Stuttgart bietet das flächendeckend seit Anfang dieses Jahres an, Berlin und München schon länger. Auch Verkehrspolizisten sind nicht mehr mit Block und Stift unterwegs, sondern mit einem mobilen Gerät, das Parkberechtigungen automatisch abfragt. Trotzdem bleibt das Ablaufen mühsam.

Es gibt immer weniger Menschen, die sich diesen Job – und den Zorn der gestressten Autofahrer – noch antun wollen. Mannheim etwa klagt seit Jahren über zu wenig Mitarbeiter in der Parkkontrolle. Dadurch geht der Stadt einiges an Geldbußen durch die Lappen. Und Falschparken kann auch ein Sicherheitsrisiko sein, wenn einer auf offener Straße oder einem Radweg anhält, weil er es leid ist, eine Lücke zu suchen. Kein Wunder also, dass viele Kommunen dieser Tage mit Interesse auf den Parkplatz der Uni Hohenheim in Stuttgart schauen, wo das Verkehrsministerium einen Test macht.

Seit Mitte April kontrolliert dort eine rollende Politesse die Parkscheine, mit Technik der Firma DCX aus Berlin. Die funktioniert folgendermaßen: Eine Dachkamera auf dem Scan-Auto erfasst automatisch die Kennzeichen der abgestellten Wagen und gleicht sie mit einer Datenbank ab, in der berechtigte Parker wie Uni-Angestellte registriert sind und auch Tagesbesucher, die beim Ticketkauf ihr Kennzeichen hinterlegen mussten. Jemanden, der gerade auf dem Weg zum Automaten ist, macht das Scan-Auto nicht gleich zum Verkehrssünder, es fährt immer zweimal vorbei. Erst wer bei der zweiten Kontrolle keinen Parkschein hat, kriegt ein Knöllchen. Datenschutzenthusiasten müssen wissen: Wenn kein Verstoß vorliegt, wird das Nummernschild sofort gelöscht, sagt der Sprecher des Verkehrsministeriums.

Ein Kleinwagen mit einem Kamerasystem auf dem Dach zur Erkennung von Parksündern.
Ein Kleinwagen mit einem Kamerasystem auf dem Dach zur Erkennung von Parksündern. (Foto: David Nau/David Nau/dpa)

Deutschland ist mal wieder spät dran. In Paris, Amsterdam und Brüssel sind die Scan-Autos schon im Regelbetrieb. Dort gibt es dem Vernehmen nach deutlich weniger Parkverstöße.

Heidelberg will die Technik als Nächstes testen, Freiburg und Mannheim auch. Den Versuch des Verkehrsministeriums müssen die Städte dafür nicht abwarten. Denn das baden-württembergische Landesmobilitätsgesetz erlaubt den Einsatz der Scan-Autos schon seit April 2024. Viele Kommunen müssen aber erst noch ihre Parkzonen umstellen, auf digitale Erfassung mit Kennzeichen.

Offen ist, wer die Scan-Autos mal fahren soll: Stadtbedienstete oder Angestellte der Dienstleister wie DCX. Klar ist: Wenn mal wieder ein Falschparker ausrastet, sind Kontrolleure im Auto besser geschützt – und können schneller fliehen.

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