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Sturmschäden:Orkan "Sabine" verursacht Hunderte Millionen Euro Schaden

Der Sturm zog vergangene Woche zwar relativ glimpflich über Deutschland hinweg - verursachte aber Schäden von 675 Millionen Euro. Im Vergleich der vergangenen Jahre landet er damit im Mittelfeld.

Von Stephan Radomsky

Die Sorge war groß, als Sabine über den Nordatlantik und die Britischen Inseln in Richtung europäisches Festland brauste: Das Orkantief könne die Küsten überfluten, im ganzen Land Bäume entwurzeln und Häuser beschädigen, warnten Meteorologen. Bundesweit stellte die Bahn deshalb vorsichtshalber den Fernverkehr ein, Flugzeuge blieben am Boden und vielerorts die Schüler daheim, genauso wie die Arbeitnehmer. Sogar das Bundesligaspiel Mönchengladbach gegen Köln wurde sturmbedingt verschoben.

Tatsächlich zog Sabine dann Anfang vergangener Woche relativ glimpflich übers Land - verursachte aber dennoch Hunderte Millionen Euro an Sachschäden, wie eine Auswertung des Versicherungsverbandes GDV zeigt, die der SZ vorliegt. Demnach hat der Wintersturm insgesamt 540 000 versicherte Schäden in Höhe von zusammengerechnet 675 Millionen Euro verursacht. Der bei Weitem größte Teil sei dabei auf Sachversicherungen für Häuser, Hausrat, Gewerbe- und Industriebetriebe entfallen. Vergleichsweise gering seien dagegen die Schäden in der Kfz-Versicherung mit insgesamt 75 Millionen Euro ausgefallen, wie es hieß.

Sabine reiht sich damit auf Platz sechs der schwersten Winterstürme in Deutschland seit dem Jahr 2002 ein. Diese Liste führt unverändert führt Orkan Kyrill aus dem Januar 2007 mit mehr als drei Milliarden Euro an versicherten Schäden an, vor Jeanettevom Oktober 2002 mit 1,3 Milliarden Euro und Friederike, die im Januar 2018 eine Milliarde Euro Schäden verursachte.

Sabine war damit von den Schäden her ein Wintersturm, wie er in Deutschland alle paar Jahre vorkommt: heftig, gefährlich, aber nicht außergewöhnlich. Im Flachland erreichte Sabine Windgeschwindigkeiten von 120 Kilometern pro Stunde, das ist zwar Orkanstärke, aber nicht extrem. Kyrill hatte es in tiefen Lagen beispielsweise auf mehr als 150 Kilometer pro Stunde gebracht. Bemerkenswert war allerdings die Ausdehnung des jüngsten Sturms. Er tobte durch alle Bundesländer, allein Teilen des Nordostens blieb die volle Wucht erspart.

Im gesamten Jahr 2019 haben Stürme, Hagel und Starkregen in Deutschland der Auswertung zufolge übrigens versicherte Schäden an Häusern, Hausrat, Gewerbe, Industrie und Kraftfahrzeugen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro verursacht. Die Bilanz liege damit auf dem Vorjahresniveau, hieß es vom GDV - und damit unter dem langjährigen Durchschnitt von rund 3,7 Milliarden Euro.

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Quelle:
SZ vom 18.02.2020
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