Studie zu Discountern:Aldi verliert Preiskampf

Von wegen Krisengewinnler: Der Discounter-Riese Aldi musste 2009 trotz Preissenkungen erhebliche Marktanteile abgeben. Neben Lidl macht Aldi nun ein dritter Rivale zu schaffen.

Wenn jemand in dieser Krise auf der Gewinnerseite steht, dann doch wohl die Discounter. Denn wenn Verbraucher weniger Geld in der Tasche haben, werden sie dort einkaufen, wo es am billigsten ist. Klingt logisch, stimmt nur nicht. Ausgerechnet der führende Discounter Aldi steht laut einer GfK-Studie als der große Verlierer des Jahres 2009 da.

German Discount Grocery Chain Aldi Makes Major Inroads In U.S.

Mehrmals hat Aldi 2009 seine Preise gesenkt, Kunden gewann der Discounter 2009 dadurch nicht dazu - im Gegenteil.

(Foto: ag.afp)

Nach Schätzung der Nürnberger Marktforscher ging der Aldi-Umsatz im vergangenen Jahr in Deutschland um 4,4 Prozent und der Marktanteil um 0,6 Punkte auf 18,4 Prozent zurück. Auch in diesem Jahr komme Aldi nicht in Schwung, im ersten Quartal 2010 habe Aldi 3 Prozent weniger Umsatz erzielt. Zusätzliche Kunden konnten die Discounter insgesamt aber trotz der 14 Preissenkungsrunden nicht gewinnen. Mit knapp 45 Prozent blieb ihr Marktanteil am Lebensmittel-Einzelhandel nahezu unverändert, heißt es in der am Montag veröffentlichten Gemeinschaftsstudie der Konsumforscher von GfK und SAP.

Leichte Zugewinne wurden 2009 für den Aldi-Rivalen Lidl gesehen, der 2010 mit einem Umsatzplus von 5,3 Prozent im ersten Quartal auf den Wachstumspfand zurückgekehrt sei. Dagegen laufe es für die übrigen Discounter in diesem Jahr nicht so gut. Sie lägen in der Summe bis Ende März knapp 2 Prozent hinter der Vorjahreszahl zurück. Aldi könne mit seinem dichten Filialnetz kaum noch durch die Eröffnung neuer Läden wachsen - das sei nur noch im Ausland möglich. Zu den Verlusten wollte sich der Discounter nicht äußern.

Attacken ohne Zugewinn

Der Preiskampf hat aber auch bei Supermärkten Spuren hinterlassen, die unverzüglich in ihren unteren Preislagen mit den Discountern gleichzogen. Das wesentlich breitere Sortiment sorgte aber dafür, dass der Preisrückgang bei den Supermärkten im Durchschnitt nur 0,9 Prozent betrug. Bei den Discountern mit einem kleineren Sortiment waren es hingegen 2,6 Prozent.

Der Preiskampf konzentriert sich der Studie zufolge auf relativ wenige Lebensmittel, die aber mit hohen Umsätzen verbunden sind. Das merken die Discounter, die Auslöser der Preissenkungsrunden waren, selbst also massiv in ihren Kassen. Die Supermärkte hielten auch mit zahlreichen Aktionen bei häufig gekauften Markenartikeln dagegen.

Aber warum ritt Discount-Riese Aldi weitere Attacken, obwohl sich keine Zugewinne beim Marktanteil einstellten? Das hatte nach Einschätzung der Gfk "weniger mit betriebswirtschaftlicher Uneinsichtigkeit" als mit einem neuen großen Konkurrenten zu tun. Durch die Übernahme von Plus durch Netto sei ein weiterer Spieler im Kampf um die Discount- Krone eingestiegen. Aus dem Zweikampf Aldi-Lidl sei ein Dreikampf geworden. Und Aldi wolle sich die Preisführerschaft nicht nehmen lassen. Das dürfte auch für die Zukunft gelten, die Preiskämpfe werden wohl weitergehen.

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