Studie:Trauen Sie nie einem Finnen, wenn es um Alkohol geht!

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Ein Bier nach Feierabend fällt noch unter den Begriff "maßvolles Trinken" - oder nicht? (Foto: dpa)

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Fehlzeiten am Arbeitsplatz? Finnische Forscher wollten das herausfinden - doch machten einen entscheidenden Fehler.

Glosse von Katharina Kutsche

"Kein Bier vor vier" ist so ziemlich der wichtigste Leitspruch deutscher Trinkkultur. Er sorgt für Abstinenz am Arbeitsplatz, strukturiert den Tag im Dienst (vor vier) und Vergnügen (nach vier) und steckt ein nicht allzu ehrgeiziges Feierabendziel. Sicher, bei manchen mag übermäßiger Genuss dazu führen, dass sich am nächsten Tag vor vier gar nichts mehr abspielt. Doch in Zeiten, in denen ein furchtbar gesunder und achtsamer Lebensstil als Religionsersatz dient, sollte man meinen, dass Menschen, die nicht nur clean essen, sondern auch nach 16 Uhr clean bleiben, solche Ausfälle ihrer Kollegen ausgleichen.

Dass das ein Trugschluss ist, haben nun Forscher herausgefunden. Sie haben die Daten von 47 520 Menschen ausgewertet und kommen zu dem Ergebnis: Abstinenzler und Vieltrinker melden sich gleich häufig krank - und zwar häufiger als moderate Trinker.

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Die Wissenschaftler vom Finnish Institute of Occupational Health wollten herausfinden, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen Alkoholkonsum und Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Sie fragten also die Probanden über Jahrzehnte hinweg danach, wie viel sie wann trinken und verglichen die Angaben mit den Krankmeldungen. Es stellte sich heraus, dass Menschen, die entweder keinen oder regelmäßig viel Alkohol trinken, mit einer 44-prozentigen Wahrscheinlichkeit häufiger ausfallen als solche, die moderat trinken. Folgerichtig leiden die Vieltrinker vor allem an Verletzungen oder Vergiftungen. Die Abstinenzler dagegen melden sich vor allem wegen chronischer, psychischer oder muskulärer Erkrankungen bei der Arbeit ab.

Wirklich bemerkenswert ist aber, wie die Forscher "moderates Trinken" definieren. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht dabei von einem täglichen Glas Bier oder Wein bei Frauen und der doppelten Menge bei Männern aus. In der Studie dagegen sind für Frauen wöchentlich eine bis elf Einheiten Alkohol, für Männer eine bis 23 Einheiten moderat. Eine Einheit entspricht etwa 0,33 Liter Bier oder rund 150 Milliliter Wein. Ein Mann, der sich pro Woche 23 Bier, also drei Bier am Tag hinter den Knorpel gießt, trinkt also maßvoll. Und dass jemand, der mehr als das trinkt, häufiger bei der Arbeit ausfällt, dafür braucht man eigentlich keinen Forscher.

Diese interessante Definition vom gemäßigten Trinken lässt sich aber an der Herkunft von Wissenschaftlern und Probanden erklären: Finnen untersuchten den Konsum der eigenen Landsleute sowie den von Briten und Franzosen. Und keine dieser Nationen steht im Verdacht, bei Wein und Spirituosen übermäßig zurückhaltend zu sein. So gesehen ist weder die Studie noch ihr Ergebnis eine wirkliche Überraschung. Extremismus ist eben in jeder Form schlecht.

© SZ vom 09.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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