Studie:Schnelles Auto, schlechter Fonds

Anlageprofis mit schicken Luxuskarossen wirken zwar erfolgreich. Doch mehr PS bedeutet nicht immer mehr Rendite.

Von Victor Gojdka

Sie suchen gerade einen guten Fondsmanager? Dann nehmen Sie den, der einen langweiligen Minivan fährt. Auch wenn Fondsmanager mit Sportflitzern wie Porsche, Aston Martin oder einem schicken Jaguar ihren vermeintlichen Erfolg demonstrieren, Anleger kann es bei ihnen finanziell aus der Kurve tragen. Denn die Flitzerfahrer legen häufig riskanter an als ihre Kollegen mit normalen Autos - und bringen ihren Kunden unter dem Strich auch weniger Rendite.

Das ist keine Vermutung, die Küchenpsychologen bei einem weinseligen Abend aufgestellt haben, es ist das wissenschaftliche Ergebnis dreier US-Forscher. Monatelang haben sie 1144 Hedgefonds-Manager aus den USA unter die Lupe genommen, ihre Fonds mithilfe von Datenbanken für Finanzprofis durchleuchtet. Am Ende hat es die Untersuchung der US-Forscher gar in das renommierte Journal of Finance gebracht. Und den Beweis angetreten, dass bei Hedgefonds-Managern ein "Roter-Ferrari-Syndrom" existiert.

Denn wer einen Sportwagen fährt, der ist den Forschern zufolge sensationslüstern, will beim riskanten Fahren also eine besonders intensive Erfahrung bekommen, sucht ähnlich wie Extremsportler oder Drogensüchtige nach dem ultimativen Kick. Solche Erfahrungen sind auch am Finanzmarkt zu haben: "Profi-Trader beschreiben oft, dass das Handelsgeschäft süchtig macht, weil sie bei großen Wetten einen Adrenalinrausch kriegen", schreiben die Autoren in ihrer Studie.

Konkret heißt das: Die Sportwagenfahrer handeln mit Aktien mehr hin und her, was üblicherweise auch mehr Kosten verursacht und das Ergebnis drückt. Viel häufiger als solide Minivanfahrer greifen die sensationsgierigen Manager außerdem zu ungewöhnlicheren Aktien abseits der Standardtitel. Sie neigen sogar zu "lotterieartige Aktien", die besonders hohe Tagesgewinne verzeichnen. Das Risiko ist also hoch, das Ergebnis dann enttäuschend.

Unter dem Strich schaden die Fahrer von Luxuskarossen ihren Anlegern. Risikobereinigt fahren die Sportwagenbesitzer 2,9 Prozent pro Jahr weniger Rendite ein als die Fondsmanager mit langweiligeren Autos, so die Studie. Außerdem schwanken ihre Ergebnisse stärker. Und zu allem Übel schließen sie ihre Fonds öfter und haben auch häufiger mit der Finanzaufsicht zu tun.

Viele dürften sich nun fragen, wie die US-Forscher einen so genauen Einblick in die Garagen der sonst so klandestinen Hedgefonds-Manager bekommen haben. Die Antwort darauf ist kein Betriebsgeheimnis: In den USA gibt es öffentliche Datenbanken, in denen Nutzer sehen können, wer welches Auto auf sich zugelassen hat. Diese Daten haben die Forscher mit Informationen aus drei anderen Autodatenbanken verknüpft und das perfekte PS-Profil der Fondsmanager erstellt. Die Forscher haben ihre Untersuchung sogar so ernst genommen, dass sie überprüft haben, ob ihr Ergebnis nur einen Scheinzusammenhang herstellt - ob in Wahrheit also ganz andere Einflüsse Grund für das Ergebnis sind. Aber weder Geschlecht, Reichtum, Alter oder der Familienstand können diese Ergebnisse erklären.

Eine Frage lassen die Fondsmanager allerdings unbeantwortet: Welche Sportwagen nun besonders schlimme Kisten sind. Ob Fondsmanager, die einen klassischen Porsche 911 fahren, schlechtere Ergebnisse bringen als jene mit einem snobistischen Aston Martin DB11 oder einem zackigen McLaren P1.

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