Studie:Die dunkle Seite der Manager

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Jeder vierte Chef zweifelt daran, dass die Werte eines Unternehmens auch wirklich ernst genommen werden. Noch mehr Führungskräfte kritisieren, dass unethisches Verhalten nicht ausreichend aufgedeckt wird.

Von Felicitas Wilke, München

Vertrauen, Verantwortung und Integrität sind den Führungskräften in Deutschland wichtig. Alles ehrenhafte Dinge - und allesamt Werte, die wohl alle Chefs gern für sich reklamieren. Doch die diesjährige Führungskräftebefragung der Wertekommission und der TU München, die an diesem Dienstag veröffentlicht wird, offenbart auch die dunkle Seite der Manager und Unternehmen. Die Studie zeigt, dass Zynismus unter den Führungskräften durchaus verbreitet ist und sie ihren Arbeitgebern nur bedingt zutrauen, sich für ethisches Verhalten stark zu machen.

Zwar schreiben sich immer mehr Unternehmen einen Wertekodex auf die Fahne und geben vor, langfristig zu denken und Mitarbeiter respektvoll zu behandeln. "Doch leider zeigt meine Erfahrung, dass diese Werte in vielen Firmen nur gepredigt statt gelebt werden", sagt die TU-Professorin und Studienleiterin Claudia Peus. Auch unter den 545 befragten Führungskräften äußert knapp jeder Vierte (23 Prozent) Zweifel, dass die angestrebten Regeln und Normen im Unternehmen wirklich ernst genommen werden. Sogar 40 Prozent finden, dass ihr Arbeitgeber unethisches Verhalten nicht ausreichend aufdeckt - zum Beispiel im Umgang mit Mitarbeitern, Lieferanten oder auch der Konkurrenz. "Diese Zahl hat mich erstaunt und auch erschreckt", sagt Peus.

Sie appelliert an Firmen, die Führungskräfte und Mitarbeiter nicht nur nach quantitativen Kriterien wie dem Umsatzziel zu beurteilen, sondern auch danach, ob sie die Werte des Unternehmens leben. Tun sie dies wiederholt nicht, könne ihnen eine Beförderung versagt werden. "Wenn unethisches Verhalten auch noch belohnt wird, kann das zu Zynismus führen", sagt Peus. Ihre Studie hat gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Führungskräfte teilweise zynischen Aussagen zustimmen. Dazu gehören die Annahmen, dass große Unternehmen ihre Gewinne machen, indem sie Mitarbeiter ausnutzen oder dass Menschen nur für die Entlohnung arbeiten.

In einem ihrer nächsten Forschungsprojekte will die Wissenschaftlerin erforschen, was dabei die Henne und was das Ei ist. Dann geht sie der Frage nach, ob Führungskräfte zu Zynikern werden, weil unethisches Verhalten nicht sanktioniert wird oder ob sie zu Führungskräften geworden sind, gerade weil sie als Zyniker ihr Handeln selbst nicht nach ethischen Werten ausrichten.

© SZ vom 27.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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