Haushaltskrisenbarometer:Studie: Deutsche erleiden durch Corona kaum finanzielle Einbußen

Symbolfoto. Eine Frau nimmt Geldscheine aus einer Geldboerse. Berlin, 06.04.2020.

Eine Frau nimmt Scheine aus einer Geldboerse. Aus dem Haushaltskrisenbarometer ergibt sich, dass konstant vier Fünftel durch Corona keine wesentlichen finanziellen Einbußen haben.

(Foto: Thomas Trutschel/photothek/imago images)

Viele fürchten jedoch nach wie vor um ihren Job, inbesondere bei den sechs Millionen Kurzarbeitern. Zusätzliche Ausgaben tätigen oder diese vorziehen will - trotz Mehrwertsteuersenkung - kaum jemand.

Von Alexander Hagelüken

Die überwältigende Mehrheit der Deutschen verliert gerade weder wesentlich Einkommen noch fürchtet sie um ihren Job. Diese hoffnungsvolle vorläufige Corona-Bilanz lässt sich aus mehrmonatigen Befragungen ziehen, deren Ergebnisse der Süddeutschen Zeitung vorliegen. Dabei zeigt sich aber auch, dass man sich um ein Fünftel der Bevölkerung durchaus sorgen muss.

Aus dem Haushaltskrisenbarometer ergibt sich, dass konstant vier Fünftel durch Corona keine wesentlichen finanziellen Einbußen haben. Ende Juni erwarteten über 90 Prozent auch, dass ihr Nettoeinkommen im kommenden halben Jahr mindestens gleich bleibt. Eine wachsende Minderheit davon rechnet sogar mit mehr Geld. Der Anteil jener, die von finanziellen Verlusten ausgehen, hat sich seit Anfang April halbiert, so die Befragungen der Konsumforscher von Nielsen und der Finanzforscher des Safe-Instituts unter 7500 Haushalten. Dabei lässt sich erkennen, dass knapp 20 Prozent seit Monaten finanzielle Einbußen haben. Jeder Dritte von ihnen glaubt, dass sein Einkommen weiter schrumpfen wird.

Vor diesem Hintergrund ist interessant, wie aktuelle Maßnahmen der Bundesregierung wirken. Fest steht, dass die Regierung mit Hilfen für Selbständige und Unternehmen sowie weitreichendem Kurzarbeitergeld die Finanzlage der Deutschen stabilisiert. Die im Konjunkturpaket beschlossene Senkung der Mehrwertsteuer bis Jahresende verspricht dagegen zumindest bei größeren Anschaffungen offenbar wenig, so das Ergebnis der Befragungen.

So wollen nur elf Prozent der Haushalte deshalb zusätzliche Ausgaben über 250 Euro tätigen oder solche vorziehen - wobei nicht nach Autokäufen gefragt wurde. "Wir sehen, dass diese Steuersenkung bei den allermeisten Haushalten verpufft", sagt Roman Inderst von der Universität Frankfurt. Vom einmaligen Kinderbonus von 300 Euro wollen die Haushalte immerhin im Schnitt 130 Euro ausgeben.

Die Befragungen zeigen ja, dass den meisten Deutschen kein Einkommen fehlt. Sie hielten sich in den vergangenen Monaten beim Konsum eher deshalb zurück, weil wegen der Beschränkungen Geschäfte geschlossen waren oder sie eine Ansteckung fürchteten. "Wenn die Regierung den Konsum ankurbeln will, sollte sie es vielleicht gezielt bei dem Fünftel der Haushalte tun, die weniger Einkommen haben", sagt Safe-Forscher Andreas Hackethal.

Viele Kurzarbeiter blicken skeptisch in die Zukunft

Einbußen haben etwa die im Mai sechs Millionen Kurzarbeiter. Die Befragungen zeigen, dass viele von ihnen skeptischer in die Zukunft blicken als die Allgemeinheit. Nur zwölf Prozent der Arbeitnehmer insgesamt fürchten, dass sie in den nächsten drei Monaten gekündigt werden. Von jenen, deren Einkommen um mindestens 20 Prozent schrumpfte, wozu einige Kurzarbeiter zählen, fürchtet dagegen fast jeder zweite um den Job.

Ökonomisch positiv dürfte sich auswirken, dass die Ängste bezüglich der Pandemie abnehmen. Fürchtete im März jeder zweite um seine Gesundheit, ist es jetzt jeder dritte. Während im März 80 Prozent die Öffentlichkeit mieden, sind es jetzt nur noch halb so viel. "Mobilität ist ein wichtiger Faktor für Konsum", so Hackethal.

Bemerkenswert sind die Daten zum Home-Office. Demnach ermöglichten die Firmen Ende Juni nur noch jedem vierten Arbeitnehmer, von zu Hause zu arbeiten - im April galt das noch für 37 Prozent. Wer von zu Hause arbeiten darf, tut es meist auch: Drei Viertel nutzen diese Möglichkeit. Dabei zeigt sich, dass die Hälfte von ihnen nicht ausschließlich im Home-Office arbeitet - sie gehen auch mal in die Firma.

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