Stromversorgung:Netze in Not

Um Stromausfälle zu verhindern, müssen die Netzbetreiber immer öfter steuernd eingreifen. Das merken auch die Stromkunden -auf ihrer Rechnung. Denn die Betreiber unterhalten auch Kraftwerke, die schon fast überflüssig sind.

Von Jan Schmidbauer

Deutschlands Netzbetreiber müssen immer häufiger ins Stromnetz eingreifen, um Ausfälle zu verhindern. Das zeigen Daten des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Allein im Januar und Februar dieses Jahres mussten die Netzbetreiber so oft eingreifen, dass die Zahl der Eingriffe nahezu zwei Drittel der Zahl des Vorjahres erreichte. Das liegt insbesondere am schleppenden Ausbau der Stromnetze. Die geplanten Strom-Autobahnen sollen vor allem Energie von norddeutschen Windrädern in den Süden bringen. Viele Eingriffe ins Netz wären dann nicht mehr nötig. Doch der Ausbau kommt wegen politischen Streits und langwieriger Genehmigungsverfahren nur zögerlich voran.

Auch die Verbraucher merken etwas davon - auf ihrer Abrechnung

Die Leitungen würden dringend gebraucht, weil mehr und mehr Strom aus erneuerbaren Quellen stammt. Das ist gut fürs Klima, stellt aber neue Anforderungen an die Netze. Ein Beispiel: Wenn etwa bei Sonnenschein und starkem Wind Solarzellen und Windräder, aber auch herkömmliche Kraftwerke mit hoher Leistung laufen, muss der Netzbetreiber eingreifen und Anlagen herunterregeln. Die Netzbetreiber sprechen dann von einem sogenannten "Redispatch".

Den schnellen Anstieg dieser Eingriffe merken auch die Stromkunden - und zwar auf ihrer Rechnung. Windräder und Solaranlagen können zwar abgeschaltet werden, wenn ihr Strom nicht gebraucht wird. Die Betreiber erhalten allerdings eine garantierte Vergütung. Ähnlich ist es bei den Kraftwerken. Manche Anlage, die eigentlich kaum noch gebraucht wird, müssen Energieversorger als Reserve für Engpässe vorhalten. Die Kosten zahlen Verbraucher und Industrie über die Netzentgelte.

Wegen der vielen Eingriffe hatten die Betreiber der Übertragungsnetze, die für den Betrieb der großen Stromtrassen zuständig sind, ihre Netzentgelte bereits kräftig erhöht. Das Unternehmen Tennet etwa hatte die Gebühren um 80 Prozent angehoben. Für einen Drei-Personen-Haushalt bedeutet dies Mehrkosten von 30 Euro im Jahr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: