Süddeutsche Zeitung

Strompreis:Damit der Strompreis nicht klettert

Mehr als 300 Stromversorger in Deutschland haben gerade ihre Preise erhöht. Wer die Tarife vergleicht und den Anbieter wechselt, kann viel Geld sparen.

Von Felicitas Wilke

Mehr als 300 Stromversorger in Deutschland haben gerade ihre Preise erhöht, in den kommenden Monaten dürften weitere Wettbewerber nachziehen. Im Schnitt wird der Strom um 3,6 Prozent teurer - vor allem, weil die EEG-Umlage und die Netzentgelte für den Stromtransport steigen. Doch nicht jeder Anbieter gibt die gestiegenen Kosten in gleicher Höhe an die Kunden weiter. Wer Preise vergleicht und den Stromversorger wechselt, kann über das Jahr gerechnet viel Geld sparen. Fragen und Antworten, was Verbraucher dabei beachten sollten.

Wie erkennen Stromkunden, ob sie Geld sparen können?

Wer noch nie den Tarif gewechselt hat oder umgezogen ist, bezieht automatisch Strom aus der Grundversorgung. Wie Zahlen der Bundesnetzagentur zeigen, nutzt ein Drittel der Haushalte in Deutschland diesen Tarif. Allerdings stellt die Grundversorgung das mit Abstand teuerste Preismodell dar. Auch die lokalen Stromversorger bieten günstigere Alternativen an. Ein Haushalt, der pro Jahr 5000 Kilowattstunden Strom verbraucht, kann mit dem günstigsten Tarif des örtlichen Grundversorgers im Schnitt 102 Euro jährlich sparen. Das zeigen Zahlen des Vergleichsportals Check 24. Die Differenz zu den günstigsten Preismodellen alternativer Anbieter beträgt sogar mehr als 270 Euro.

Wer derzeit die Grundversorgung nutzt, kann jederzeit mit einer Kündigungsfrist von zwei Wochen den Tarif oder den Stromversorger wechseln — unabhängig davon, ob der aktuelle Anbieter gerade die Preise erhöht oder nicht. Verbraucher, die ihren Tarif schon einmal gewechselt haben, müssen sich an der im Vertrag festgelegten Laufzeit und Kündigungsfrist orientieren - außer, der Anbieter erhöht die Preise.

Welche Rechte haben Stromkunden, wenn ihr Anbieter die Preise erhöht?

In diesem Fall dürfen Verbraucher ihren Vertrag auch dann kündigen, wenn die eigentliche Laufzeit noch nicht vorüber ist. Sie können sich dabei auf ein sogenanntes Sonderkündigungsrecht berufen. Stromversorger sind verpflichtet, ihre Kunden sechs Wochen vor der Preiserhöhung über die neuen Tarife zu informieren. Sobald Kunden die Info bekommen haben, bleiben ihnen sechs Wochen, um ihren Vertrag zu kündigen. "Beim Sonderkündigungsrecht raten wir Verbrauchern wegen der kurzen Frist, direkt beim bisherigen Anbieter zu kündigen", heißt es beim Vergleichsportal Verivox. Wenn Verbraucher regulär und fristgerecht kündigen, können sie den gesamten Prozess meist auch über den künftigen Anbieter abwickeln.

Auf was sollten Verbraucher achten, die wechseln wollen?

Auf der Suche nach einem neuen Versorger sollten Stromkunden die Angebote verschiedener Unternehmen vergleichen. Auf Plattformen wie Verivox, Check24 oder Strompreisvergleich.net müssen die Kunden zunächst angeben, wie viel sie im vergangenen Jahr verbraucht haben. Anschließend können sie in der Suchmaske bestimmte Einstellungen treffen. "Wir empfehlen Verbrauchern, auf eine kurze Laufzeit von maximal zwölf Monaten und auf eine kurze Kündigungsfrist zu achten", sagt Martin Brandis, Energieexperte der Verbraucherzentrale.

Oft sind bei den Vergleichsportalen auch schon Optionen voreingestellt, etwa Wechselboni. Diese könnten den Preisvergleich verzerren, da sie oft an Bedingungen wie einen Mindestverbrauch geknüpft seien, warnt Brandis. Er empfiehlt, die Option zunächst wegzuklicken. Wer später auf ein gutes Angebot mit Bonus stößt, sollte die Bedingungen genau lesen, rät Brandis.

In der Vergangenheit mussten Kunden bei einigen Anbietern in Vorkasse gehen, um von günstigen Preisen zu profitieren. Das sei ein unnötiges Risiko, findet Brandis. Denn ehemalige Kunden von inzwischen insolventen Unternehmen wie Teldafax oder Flexstrom warten bis heute auf Rückzahlungen aus der Insolvenzmasse.

Welcher Anbieter eignet sich für wen?

Es ist ein bisschen wie der bei der Bank. Die einen Kunden erledigen ihre Geschäfte online, die anderen schwören auf den Berater vor Ort. "Es kann den Kunden auch beim Stromversorger einen Mehrwert bieten, Ansprechpartner zu haben, die man vielleicht sogar persönlich kennt", sagt Energieexperte Brandis.

Stromversorger, die günstigere Preise anbieten, müssen in der Regel selbst Kosten sparen - zum Beispiel beim Service. Um zu erfahren, ob der potenzielle neue Anbieter seine Kunden ordentlich berät, könnten Verbraucher schon vor Vertragsabschluss die Hotline konsultieren, rät Brandis. Kümmert man sich dort gut um ein Anliegen, dann spreche auch nichts gegen einen Online-Anbieter.

Wie kann man sonst noch Geld sparen?

Wer viel Strom verbraucht, kann durch einen günstigen Anbieter auch besonders große Summen einsparen. Dem Portemonnaie und der Umwelt bringt es jedoch am meisten, wenn Verbraucher ihren Energiebedarf senken. "Oft liegt in alten oder falsch eingestellten Gefriergeräten, Wäschetrocknern und Waschmaschinen besonders viel Einsparpotenzial", sagt Brandis. Energieberater der Verbraucherzentralen oder der Stadtwerke geben Stromkunden auf Wunsch individuelle Tipps, wie sie Energie sparen können.

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Quelle:
SZ vom 10.01.2017
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