Produktvergleich:So versteht man die neuen EU-Energielabel

Produktvergleich: Gerade bei Fernsehern ist die Einteilung in die neuen Effizienzklassen für Verbraucher mitunter mehr verwirrend als hilfreich.

Gerade bei Fernsehern ist die Einteilung in die neuen Effizienzklassen für Verbraucher mitunter mehr verwirrend als hilfreich.

(Foto: Florian Schuh/dpa-tmn)

Mit effizienten Haushaltsgeräten lässt sich viel Strom sparen. Doch viele Verbraucher kennen die neuen Skalen gar nicht - oder finden sie verwirrend. Eine Hilfestellung.

Von Michael Kläsgen

Die Strompreise steigen. Das neue, seit einem Jahr für viele Haushaltsgeräte geltende EU-Energielabel kann helfen, Strom zu sparen und die Energiekosten zu senken. Allerdings ist das Label auch verwirrend. Die Einstufung von A bis G hat unterschiedliche Bedeutung für verschiedene Produktgruppen. Auch innerhalb einer Produktgruppe wie etwa bei Fernsehern gelten je nach Größe unterschiedliche Effizienzklassen. Zudem ist teilweise noch das alte Label gültig, und bei vielen anderen Geräten ist das Label aufgrund des Widerstands von Teilen der Industrie noch gar nicht eingeführt worden. Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK ("Growth from Knowledge") kennen bei Weitem nicht alle Deutschen das neue Label, und nur 37 Prozent aller Befragten gaben an, verstanden zu haben, was sich da geändert hat. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wozu dient das Label?

Das Energielabel informiert über den Energieverbrauch und liefert je nach Gerät teils mehrere andere Eigenschaften zum Produkt, etwa zur Lautstärke eines Kühlschranks in Betrieb. Über einen QR-Code auf dem Label kann man zusätzliche Produktinformationen abrufen. Ein Web-App-Tool soll zwar laut EU einen Effizienz-Check ermöglichen, lässt aber keinen Produktvergleich zu, sagt Gerhild Loer, Energie-Expertin der Verbraucherzentrale NRW. Dabei würde das dem Wunsch vieler Verbraucher entsprechen, die laut GfK gezielt nach stromsparenden Geräten suchen, um Energiekosten zu sparen. Die Hälfte der Befragten plant sogar, wegen der gestiegenen Energiepreise ihre alten durch neue energieeffiziente Geräte zu ersetzen. Dafür bietet das Vergleichsportal Idealo beispielsweise einen Filter, mit dem man nachhaltige Geräte suchen kann.

Was gilt generell?

Das Label gilt zunächst für fünf Produktgruppen, weitere wie Staubsauger und Wäschetrockner kommen nach und nach hinzu. Neu ist, dass es keine Pluszeichen mehr hinter den Buchstaben gibt. Der Grund: Zwischen einem und drei Pluszeichen konnten sich Kostenersparnisse über die gesamte Produktlebensdauer von mehreren Hundert Euro ergeben. Erkenntlich war das aber nicht. Was beim neuen Label verwirrend sein kann: Die derzeit effizientesten Geräte auf dem Markt können nun je nach Produktgruppe mal A oder auch C, D oder F sein.

Produktvergleich: Auch die sparsamsten Leuchtmittel erreichen im neuen Label nur die Klassen D bis F.

Auch die sparsamsten Leuchtmittel erreichen im neuen Label nur die Klassen D bis F.

(Foto: Bearbeitung SZ)

Was bedeuten die Energieeffizienzklassen?

Wie gehabt sind die Klassen mit einem Buchstaben A bis G und einer Farbskala gekennzeichnet von grün (gut) bis rot (schlecht). Bei manchen Geräten wie Kühlschränken ist es für die Hersteller erst mal schwierig, die bestmögliche Klasse A zu erreichen. Davon dürfen sich Verbraucherinnen und Verbraucher bei diesen Geräten aber nicht verwirren lassen, sagt Loer. Effiziente Geräte könnten bei Kühlschränken laut der Verbraucherzentrale NRW mit der Klasse C beginnen. Die Geräte seien nicht schlechter geworden, nur die Einstufung habe sich geändert.

Hat sich nur die Skalierung geändert?

Nein, die neuen Labels basieren auf anderen Messmethoden, die den Alltagsgebrauch der Geräte realistischer widerspiegeln sollen. Die neuen Prüfansprüche sind höher, das hat die Verbrauchsangaben verändert.

Was bedeutet das für Waschmaschinen?

Laut des Marktforschungsunternehmens GfK werden bereits viele Waschmaschinen der höchsten Effizienzklasse A verkauft. Loer rät hier dazu, A zu kaufen, um Stromkosten zu reduzieren. Das gelinge bei optimaler Nutzung: Waschen nach Möglichkeit bei geringen Temperaturen (30, 40 Grad) und im Eco-Programm mit voller Maschine, um eine weitere Ladung nach kurzer Zeit zu vermeiden.

Was heißt das für Waschtrockner?

Waschtrockner sind Kombigeräte, die Waschen und Trocknen vereinen. Sie werden derzeit stark im Handel beworben. Laut Verbraucherzentrale NRW sind sie aber nicht empfehlenswert. Waschtrockner verbrauchten viel mehr Strom und Wasser als die Einzelgeräte Waschmaschine und Trockner zusammen. Sie seien höchstens geeignet für kleine Haushalte, die selten waschen und trocknen.

Worauf ist bei Spülmaschinen zu achten?

Bei Spülmaschinen ist das neue C das alte A+++. Im Handel findet man im Wesentlichen Geräte der Klassen C bis E. Loer sagt, Geräte der Klasse D seien bereits hocheffizient. Hat man Geräte mit unterschiedlichen Klassen zur Auswahl wie D und C, aber einen erheblichen Preisunterschied, dann empfiehlt Loer, besonders auf den angegebenen Stromverbrauch zu achten. Verbraucher sollten eine Maschine je nach ihren Nutzungsgewohnheiten wählen. Wem ein vierstündiger Spülgang zu lang ist, weil er abends die Maschine noch ausräumen will, der sollte auf die Spüldauer achten. Grundsätzlich liefen Eco-Programme länger, verbrauchten aber weniger Strom als kürzere Programme, da diese in kürzerer Zeit höhere Temperaturen erzeugten, wodurch die Stromkosten stiegen. "Wer Strom sparen will, nutzt das Eco-Programm bei niedrigen Temperaturen", sagt Loer. Wichtig zu wissen sei: Der Verbrauch ist für 100 Ladungen im Eco-Programm angegeben. Wenn die Maschine anders genutzt wird, steigt der Verbrauch.

Was gilt bei Kühlschränken?

Derzeit lassen sich im Handel keine A- und nur wenige B-Klassen-Kühlschränke finden. Die meisten Geräte sind D oder E, aber laut Verbraucherzentrale ist D bereits effizient. Der Vorteil des Labels: Es zeigt den tatsächlichen Verbrauch an, und der ist entscheidend. Die GfK verweist darauf, dass eine hohe Einstufung nicht automatisch bedeutet, dass das Gerät insgesamt besonders wenig Strom verbraucht. Ein geringer Verbrauch ist wichtig, weil Kühlschränke 365 Tage im Jahr rund um die Uhr genutzt werden. Verbraucher sollten sich vor dem Kauf unbedingt fragen, welches Volumen sie benötigen. Auch wenn der Handel meist nur große Geräte anbiete. "Wählen Sie das Gerät nach der Haushaltsgröße, nicht nach dem Aussehen", sagt Loer. Oft müsse Obst oder Gemüse nicht unbedingt in den Kühlschrank. Eingebaute Eiscrusher verbrauchten besonders viel Strom. Zudem gelte: Die optimale Temperatur im Kühlschrank betrage sieben Grad auf der oberen Ebene. Jedes Grad weniger führe zu teils erheblich höheren Stromkosten.

Und was bei Fernsehern?

Fast alle Geräte liegen hier in den Klassen F und G und damit weit von A entfernt. Auch vorher gab es keine "A+++"-Geräte. Energieeffizienz spielt für Hersteller und wohl auch Käufer eine untergeordnete Rolle. "Keiner schaltet den Fernseher früher aus, um Strom zu sparen", sagt Loer. Der Tipp der Verbraucherzentralen: Beim Kauf nicht nur auf die Effizienzklasse achten, sondern vor allem auf den tatsächlichen Verbrauch. Denn den TV-Kauf macht besonders kompliziert, dass für unterschiedliche Fernsehergrößen unterschiedliche Effizienzklassen und Label gelten. Hier sei die Einstufung nicht gelungen, bemängelt Loer. Die Verbraucherschützerin empfiehlt, sich auch Ergebnisse der Stiftung Warentest anzusehen. Es gibt zudem einige wenige Geräte, zum Beispiel Oled-Fernseher, die auch während der Nichtnutzung Strom benötigen. Es hilft, die Gebrauchsanweisung zu lesen.

Was heißt das für Leuchtmittel?

Bei LEDs, Glühbirnen und andern Leuchtmitteln gelten noch bis Anfang 2023 beide Labels: einerseits A++ (gut) bis E (schlecht), andererseits seit September 2021 die neuen Effizienzklassen A bis G. Für LEDs heißt das: Die alten Effizienzklassen A++ und A+ sind beim neuen Label gleichbedeutend mit den Klassen D bis F. Hier besteht Verwechselungsgefahr. In der Regel erkennt man am Label aber, ob die Skalierung neu oder alt ist. Der Tipp der Verbraucherzentrale: Achten Sie auf den angegebenen Stromverbrauch.

Und was für Computer und Spielkonsolen?

Fast ein Drittel des Stroms verbrauchen Haushalte in Deutschland durchschnittlich mit elektronischer Kommunikation und Unterhaltung: neben Fernseher, Computern, Spielekonsolen, auch Smartphones. Hier gibt es aufgrund der geringen Grundlast kein Label. Es lohnt sich aber, bestimmte Geräte per Steckerleiste komplett auszuschalten und sie nicht im Stand-by-Modus zu lassen.

Was bringt das Label Herstellern und Händlern?

Die neuen Effizienzklassen nutzt der Handel auch, um die Preise entsprechend des Energieverbrauchs zu staffeln. Kühlgeräte und Geschirrspüler der A-Klasse können dadurch erheblich teurer sein als G-Geräte, laut GfK meist dreimal so teuer, vor allem wenn zusätzliche Features eingebaut sind. Für Händler und Hersteller folgt laut GfK daraus, "dass das Energieeffizienz-Label eine besonders gute und effektive Argumentationshilfe für den Verkauf ist - auch für die Zielgruppe, die die neuen Energieeffizienz-Klasseneinstufungen noch nicht verstanden haben".

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