Smart Meter:Intelligente Stromzähler für alle - diesmal wirklich

Smart Meter: Smarter Stromzähler: Das Smart-Meter-Gateway überträgt Daten von digitalen Stromzählern.

Smarter Stromzähler: Das Smart-Meter-Gateway überträgt Daten von digitalen Stromzählern.

(Foto: Markus Scholz/dpa)

Jahrelang dümpelte die Verbreitung der Smart Meter vor sich hin. Nun probiert die Bundesregierung eine bewährte Methode, wenn es in der digitalen Welt mal hakt: einen Neustart.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Vieles ist leicht geworden durch die Digitalisierung. Es gibt Konferenzen, für die niemand mehr aus dem Haus gehen muss. Diese Zeitung lässt sich schon am Vorabend auf flachen Bildschirmen lesen, sogenannten Tablets. Das Internet macht quasi jedes Produkt jederzeit verfügbar. Derlei Digitalisierung wäre unmöglich ohne Strom - und ausgerechnet beim Strom fehlt von der Digitalisierung jede Spur.

Deshalb versucht die Bundesregierung nun, was man so macht, wenn es in der digitalen Welt hakt: einen Neustart. Am Mittwoch hat das Kabinett den Entwurf für ein Gesetz "zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende" beschlossen. Endlich sollen damit intelligente Stromzähler im großen Stil kommen - und Millionen Haushalte könnten davon profitieren.

Bislang müssen die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher noch auf Technologie des frühen vorigen Jahrhunderts vertrauen, den sogenannten Ferraris-Zähler. Er misst stur Kilowattstunde um Kilowattstunde. Vielerorts sind mittlerweile zwar schon digitale Zähler verbaut. Die weisen ihre ähnlich sture Messung allerdings einfach nur auf Displays aus. Die Zukunft beginnt dort, wo diese Messgeräte mit Netzbetreibern oder Geräten kommunizieren können - über sogenannte "Smart-Meter-Gateways". Ginge es nach der Regierung, sollen sie sich bis 2030 durchsetzen.

Das "Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende" baute mehr Hürden auf

Tausend Formalitäten haben den Durchbruch bisher verhindert. Zwar gibt es schon seit 2016 ein "Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende". Doch vor allem rund um die Gateways baute es mehr Hürden auf, als es an anderer Stelle beseitigte. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik musste sie zertifizieren. Allerdings mussten dafür mindestens drei Unternehmen unabhängig voneinander solche Messsysteme anbieten. Allein diese Feststellung wurde für die Behörde zur Sisyphos-Aufgabe. Aberwitzige Auflagen für den Versand erschwerten es, moderne Zähler überhaupt zu verschicken. Am Ende wurden die smarten Zähler nur da eingebaut, wo es gar nicht ohne geht. Nicht aber bei der breiten Masse der Haushalte. "Zu klein, zu langsam, zu spät" sei der Fortschritt gewesen, klagt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). "Wir müssen das Energiesystem klüger fahren."

Dafür soll der Neustart nun sorgen. So sieht das Gesetz einen "agilen Rollout" vor: Damit können zertifizierte Geräte schon eingebaut werden, auch wenn sie noch nicht alle denkbaren Funktionen beherrschen. Das sollen später dann Software-Updates bewerkstelligen. Schrittweise sollen mit der Zeit auch immer mehr der klugen Zähler zur Pflicht werden, und das zunächst bei Abnehmern mit einem Stromverbrauch jenseits von 100 000 Kilowattstunden im Jahr, wie etwa Gewerbebetriebe. Es folgen Verbraucher mit mehr als 6000 Kilowattstunden - auf einen solchen Jahresverbrauch kommt schon, wer ein Elektrofahrzeug regelmäßig lädt oder eine Wärmepumpe betreibt. Auch wer selbst Strom erzeugt, etwa über eine Solaranlage mit mehr als sieben Kilowatt Leistung, soll über kurz oder lang intelligent messen müssen.

Das hat Vorteile für beide Seiten, für Stromkunden und Netzbetreiber. Letztere können Angebot und Nachfrage von Strom leichter in Einklang bringen und haben einen besseren Überblick, was wo in ihrem Stromnetz los ist. Und die Stromkunden können in den Genuss von variablen Tarifen kommen. In manchen Stunden des Tages wird der Strom für sie damit viel billiger, in anderen teurer. Wer darauf seinen Verbrauch einstellen kann, spart richtig Geld.

Jeder Stromversorger soll einen dynamischen Tarif anbieten müssen

Solche Schwankungen beim Strompreis gibt es jetzt schon. Wenn etwa der Wind ordentlich bläst oder die Sonne scheint, sackt der Strompreis im Großhandel ab. Die allermeisten Verbraucher bekommen davon aber nichts mit, ihre Verträge sind so flexibel wie ein Ferraris-Zähler - nämlich gar nicht. Von 2025 an, so sieht es das Gesetz vor, soll nun jeder Versorger einen dynamischen Tarif anbieten müssen. Und auch jeder Stromkunde soll in den Genuss eines intelligenten Zählers kommen können, selbst wenn sein Haushalt weniger als 6000 Kilowattstunden im Jahr verbraucht - und das binnen vier Monaten nach Beauftragung. Mehr als 20 Euro, so will es der Gesetzesentwurf, darf die intelligente Messung im Jahr nicht kosten.

Schon fürchtet die Stromwirtschaft, ein Run auf die neuen Messgeräte könnte deren Verbreitung komplizieren. Dies aber sei ineffizient, warnt Kerstin Andreae, Chefin des Branchenverbands BDEW, "weil alle Kundenwünsche vorzuziehen wären, unabhängig von ihrem Nutzen für das Gesamtsystem". Der Bundestag müsse nachbessern. Noch im Frühjahr soll das Gesetz in Kraft treten.

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