Energie:Stromsparer zahlen häufig mehr pro Kilowattstunde

Energie: Stromsparen lohnt sich zwar finanziell nicht unbedingt, für die Umwelt aber auf jeden Fall.

Stromsparen lohnt sich zwar finanziell nicht unbedingt, für die Umwelt aber auf jeden Fall.

(Foto: Dan DeAlmeida/Unsplash)
  • Für Kunden mit einem Verbrauch von 1500 Kilowattstunden ist der Strompreis in den vergangenen vier Jahren um 8,4 Prozent gestiegen, für jene mit 6000 Kilowattstunden nur um 4,8 Prozent.
  • Ein Grund dafür sind die gestiegenen Grundkosten der Netzbetreiber, die unabhängig vom Verbrauch sind. Ein weiterer: die Energiewende.

Von Jan Schmidbauer

Es ist eine Entwicklung, die in Zeiten von Klimastreiks und schmelzenden Gletschern paradox anmutet: Energiesparen lohnt sich für viele Stromkunden in Deutschland nicht mehr so sehr. Das zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox. Demnach zahlen Kunden, die wenig verbrauchen, relativ betrachtet immer mehr für ihre Energie, während Kunden, die vier- oder fünfmal so viel Strom verbrauchen, besser davon kommen. Das Vergleichsportal, das mit der Veröffentlichung natürlich ein Eigeninteresse verfolgt und die Verbraucher zum Anbieterwechsel animieren will, hat für seine Studie die Strompreise und Netzkosten (inklusive Messkosten) zwischen 2014 und 2019 verglichen.

Die Gründe für das beobachtete Phänomen sind komplex, das Ergebnis ist allerdings eindeutig: Für Kunden mit einem Verbrauch von 1500 Kilowattstunden stieg der Strompreis in der Grundversorgung seit 2014 um 8,4 Prozent. Kunden, die 6000 Kilowattstunden verbrauchen, müssen dagegen nur 4,8 Prozent mehr zahlen. Bei Haushalten mit einem Verbrauch von 10 000 Kilowattstunden stieg der Strompreis sogar nur um 4,5 Prozent.

Der Effekt entsteht dadurch, dass die sogenannten Grundkosten der Netzbetreiber in den vergangenen Jahren vielerorts deutlicher gestiegen sind als der sogenannte Arbeitspreis. Stark vereinfacht gesagt besteht der Strompreis aus zwei Anteilen: einem variablen und einem festen. Der Arbeitspreis wird pro Kilowattstunde erhoben, ist also variabel. Die Netzkosten gleichen dagegen einem Pauschalbetrag, der unabhängig vom Verbrauch erhoben wird. Besonders stark gestiegen sind zuletzt genau diese Kosten. Kunden, die wenig Energie verbrauchen, zahlen pro Kilowattstunde (je nach Wohnort) also mehr, als Kunden, die sehr viel Strom verbrauchen.

Stromkunden können diese Kosten nicht beeinflussen

Die Netzkosten, um die es geht, werden von den sogenannten Verteilnetzbetreibern erhoben, die seit der Liberalisierung von den Stromanbietern getrennt sind. Stromkunden können den Netzbetreiber nicht wechseln und diese Kosten daher auch nicht beeinflussen: Die Netzbetreiber lassen sich die Kosten, die sie den Stromkunden in Rechnung stellen, von der Bundesnetzagentur genehmigen.

Doch warum verlangen sie immer mehr Geld für den Erhalt ihrer Infrastruktur und den Transport des Stroms? Ein wichtiger Grund ist die Energiewende. "Die Netzbetreiber reagieren darauf, dass immer mehr Verbraucher ihren eigenen Strom verbrauchen", sagt Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Gemeint sind die vielen Haushalte, die sich etwa eine Solaranlage aufs Dach bauen. Viele von ihnen nutzen den erzeugten Strom selbst. Weil dieser nicht mehr durch das Stromnetz transportiert werden muss, sparen sich die Haushalte die Netzkosten. Viele Netzbetreiber holen sich die entgangenen Einnahmen wieder, indem sie die Grundkosten erhöhen. Dabei gibt es allerdings eine Art "Kollateralschaden", wie Energieexperte Sieverding es formuliert. Auch Verbraucher, die sich keine Solaranlage auf dem Dach leisten können, müssen die höheren Grundkosten mit bezahlen. Nach Ansicht des Verbraucherschützers ist das eine "sozial ungerechte" Entwicklung und ein weiterer Beweis dafür, dass es eine Reform der Steuern und Umlagen in Energiebereich geben müsse.

Stromkunden haben unterdessen keine Möglichkeit, die höheren Kosten zu umgehen. Sie können lediglich nach einem Anbieter Ausschau halten, der an anderer Stelle günstiger ist.

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