Streit zwischen Conti und Schaeffler:Ein Fall für Schröder

Nach der chaotischen Conti-Aufsichtsratssitzung der vergangenen Woche prüft nun der Altkanzler, ob Schaeffler gegen die Investorenvereinbarung verstoßen hat.

K.-H. Büschemann u. M. Hesse

Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder will prüfen, ob der Continental-Großaktionär Schaeffler gegen die sogenannte Investorenvereinbarung verstoßen hat, die zwischen den beiden Unternehmen geschlossen wurde.

Gerhard Schröder, Foto: dpa

Altkanzler Gerhard Schröder schaltet sich in den Streit zwischen Continental und Schaeffler ein.

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Schaeffler hatte am Donnerstag voriger Woche versucht, im Conti-Aufsichtsrat den Vorstandsvorsitzenden Karl-Thomas Neumann zu entlassen. In der Investorenvereinbarung heißt es aber, Schaeffler verpflichte sich, "keine Handlungen vorzunehmen oder zu veranlassen, die eine Änderung der Zusammensetzung des Vorstandes der Continental AG" zur Folge hätten. Schröder war im vergangenen Jahr mit der Aufgabe betraut worden, die Einhaltung dieser Vereinbarung zu überwachen.

Bei Schaeffler gibt man sich in dieser Frage gelassen. "Wir haben uns bisher an die Investorenvereinbarung gehalten und werden diese auch künftig einhalten", sagte ein Sprecher des Familienunternehmens. Offenbar interpretiert Schaeffler die Regelung so, dass sie Handlungen des Aufsichtsrates nicht berührt.

In den Fabriken von Continental läuft inzwischen eine Unterschriftenaktion für Neumann. "Geben Sie unserem Vorstandsvorsitzenden Herrn Dr. Karl-Thomas Neumann das verdiente Vertrauen" fordern die Mitarbeiter mit der Aktion, die sich an die Mitglieder der Kapitalseite im Aufsichtsrat richtet. Neumann habe "die Interessen der Continental und auch der Conti-Belegschaft nach bestem Wissen und Gewissen vertreten".

Kritik an Schaeffler

Auch die leitenden Angestellten von Continental haben sich mit einem Brief an die Vertreter der Anteilseigner im Aufsichtsrat gewandt. Man habe "mit großer Sorge und Betroffenheit" den Versuch zur Kenntnis genommen, den Unternehmenschef "in einer überfallartigen Aktion" aus dem Amt zu drängen. Neumann habe das Vertrauen der Führungskräfte "ohne Wenn und Aber".

Die leitenden Angestellten äußern in dem Schreiben auch harte Kritik am Vorgehen der Schaeffler-Gruppe, die vor genau einem Jahr begonnen hat, die Continental AG zu übernehmen. Die Mitarbeiter von Continental seien unzureichend über die Ziele des neuen Großaktionärs informiert worden. Es habe bis heute "keinerlei Signal und Aktion seitens der Schaeffler-Gruppe gegeben, um der Führungsmannschaft das seither herrschende Unbehagen und die Unsicherheit zu nehmen".

Schaeffler erwiderte, man teile das Interesse der Leitenden Angestellten, Conti schnell wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen, um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen und gemeinsam einen globalen Technologieführer zu bauen. "Die Chancen dafür sind groß, liegen doch die konzeptionellen Zukunftsvorstellungen nahe beieinander", heißt es in einer Stellungnahme Schaefflers. Dafür brauche es die vertrauensvolle Zusammenarbeit beider Unternehmen auch an der Führungsspitze.

Offenbar gibt es neben Schaeffler auch freie Aktionäre, die das Conti-Management kritisch sehen. Eine Gruppe von bisher 48 unabhängigen Investoren hat sich jetzt zu der "Initiative Conti" zusammengeschlossen. Es könne nicht angehen, dass sich das Management offen oder verdeckt gegen die Mehrheit der Aktionäre stellt, heißt es auf der Internetseite der Initiative.

Die Investoren werfen Conti-Chef Neumann zudem vor, er informiere die Aktionäre irreführend, habe die Finanzen nicht geordnet und falsche Sparentscheidungen getroffen. Die Initiative, für die der Schweizer Anwalt Rolf Schuler spricht, fordert eine außerordentliche Hauptversammlung.

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