Streit um offene Rechnungen:Karmann torpediert Daimler-Fertigung

Karmann steht mit dem Rücken zur Wand. Und dann streitet der Zulieferer auch noch mit Daimler. In Bremen kann deshalb der Mercedes SLK nicht mehr produziert werden.

Mitarbeiter des insolventen Zulieferers Karmann haben einen Produktionsstopp bei Daimler erzwungen. Da der Hersteller aus Osnabrück keine Rohkarossen mehr liefert, musste das Bremer Mercedes-Werk die Produktion des SLK einstellen. Grund des Streits zwischen beiden Unternehmen sind unbezahlte Rechnungen. Schon seit Wochen laufen Verhandlungen wegen der gegenseitigen Forderungen.

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Karmann hat die Fertigung von Rohkarossen an Mercedes wegen eines Streits eingestellt.

(Foto: Foto: AP)

Der Betriebsrat erklärte, die Produktion von Zulieferteilen für Mercedes werde so lange ruhen, bis eine Einigung in dem Streit erreicht sei. Den bei Karmann mit Mercedes-Aufträgen befassten Mitarbeitern habe man empfohlen, Resturlaub zu nehmen oder Arbeitszeitguthaben abzufeiern.

Der Cabriospezialist fertigt für Mercedes-Benz unter anderem Karosserie- und Rohbau-Teile für den SLK. Im kommenden Jahr soll Karmann zudem Teile für das neue Mercedes E-Klasse-Cabrio liefern. Zuletzt hatte das Unternehemn aus Osnabrück auch das Cabrio CLK für Daimler gebaut, dieser Auftrag ist inzwischen aber ausgelaufen. Auch BMW hat weiterhin offene Rechnungen bei Karmann, das Stoffdächer für Mini- und 1er-Cabrios liefert.

Abfeiern der Arbeitszeitkonten

Nach Angaben des IG-Metall-Bevollmächtigten Hartmut Riemann ruht die Fertigung von Rohkarossen für Mercedes seit vergangenem Donnerstag. Ein Abfeiern von Arbeitszeitkonten sei für die Karmann-Mitarbeiter sinnvoll, da den Beschäftigten bei einer Schließung des Unternehmens mangels Liquidität der Verlust von angesammelten Überstunden und Urlaubsansprüchen drohe. "Wenn es zu einer Einigung zwischen Mercedes und dem Insolvenzverwalter kommt, wird die Produktion sicher wieder aufgenommen", sagte der IG-Metall-Bevollmächtigte.

Die Liquidität von Karmann ist nach Angaben von Riemann ohne Zahlungen von Daimler noch bis Mitte November gesichert. Das habe der Insolvenzverwalter Ottmar Herrmann den Beschäftigten mitgeteilt. Er verhandelt mit Mercedes über offene Rechnungen von Karmann in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages.

Derweil befinden sich die Karmann-Gesellschafter in wichtigen Verhandlungen mit VW. Der Wolfsburger Autobauer erwägt eine Übernahme des insolventen Unternehmens. Angeblich herrschen aber erhebliche Differenzen über den Preis. VW hat sich bisher nicht dazu geäußert. Dem Vernehmen nach sind die Gespäche aber in der entscheidenden Phase.

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