In Italien dreht sich wie immer alles ums Essen, auch bei TTIP. Lebensmittel- und Agrarprodukte made in Italy zu schützen, ist aus Sicht des Landes ein besonders kritischer Punkt bei dem geplanten Abkommen. Viele der berühmten Produkte wie Pasta, Mozzarella und Salami werden nachgeahmt, nicht nur in den USA.
Und der Verbraucher glaubt, ein Original zu erwerben, weil das Imitat verpackt ist mit dem "Sound of Italy", wie es Luciano Monti nennt, Dozent für Europäische Wirtschaftspolitik an der LUISS-Universität in Rom. Italien will deshalb Vorschriften, die das ausschließen. Doch da gibt es Widerstände bei den Amerikanern.
Ein großes Thema ist TTIP in den italienischen Medien aber trotzdem nicht, schon gar nicht bei den Bürgern. Zwar wird unter Verbraucherschützern heiß diskutiert, vor allem über eine Marktöffnung für gentechnisch-veränderte Lebensmittel. Monti geht jedoch davon aus, dass "ein Abkommen kommen muss und kommen wird".
Wunsch nach mehr Öffentlichkeit
Beim Unternehmerverband Confindustria "steht die Unterstützung für das TTIP außer Zweifel", wie Licia Mattioli sagt, die Präsidentin des Ausschusses für Internationalisierung. Sie drängt die Unterhändler zur Eile, mahnt aber an, Lösungen zu finden, wo und wie mögliche Rechtsstreitigkeiten künftig geklärt werden.
Trotz der positiven Grundhaltung zu TTIP gibt es aber auch in der Wirtschaft Ängste. Sorgen machen sich etwa die Selbständigen, die für eine Besonderheit der italienischen Wirtschaft stehen: Immerhin machen Kleinunternehmen mit weniger als zehn Angestellten 94 Prozent der Firmen im Land aus.
Ihr Problem: Sie sind zu klein, um sich internationalisieren zu können, und fürchten deshalb, nur die USA würden profitieren. Deshalb wünscht sich Experte Monti auch, dass Italiens Regierung das Thema besser öffentlich bekannt macht als bisher.
Von Andrea Bachstein