Süddeutsche Zeitung

Streit um Biermarke:Amerikanisches Budweiser darf "Bud" heißen

Budweiser ist nicht gleich Budweiser: Seit Jahren streiten sich ein tschechisches Traditionsunternehmen und der amerikanische Brauriese Anheuser-Busch um die Markenrechte. Nun hat ein Gericht im Bierkrieg entschieden.

Angenommen, jemand geht in Berlin in eine Bar und bestellt sich ein Budweiser. Anschließend steigt er in einen Flieger, reist in die USA und gibt die gleiche Bestellung an einer Theke in New York auf. In beiden Fällen wird dem Durstigen ein Bier ausgeschenkt - jedoch kostet er Getränke zweier verschiedener Brauereien. Dem Reisenden wird das spätestens nach dem vierten oder fünften Bier egal sein, die beiden Firmen zerren sich deshalb aber schon seit vielen Jahren gegenseitig vor Gericht. Auf der einen Seite steht die tschechische Traditionsmarke aus dem südböhmischen Budweis, auf der anderen die meistverkaufte Biermarke der USA. Die US-Brauerei Anheuser-Busch hat nun vor dem Gerichtshof der Europäischen Union in Luxemburg einen Sieg errungen (PDF).

Die Amerikaner erhalten das alleinige Recht, die Kurzbezeichnung "Bud" für ihr Bier in der EU zu verwenden. Die Richter wiesen mehrere Klagen der tschechischen Firma ab. Anheuser-Busch hatte "Bud" als Gemeinschaftsmarke beim EU-Markenamt HABM eintragen lassen. Die Budweiser-Brauerei darf laut Urteil ihre Biere nur unter der tschechischen Originalbezeichnung Budejovický Budvar verkaufen.

Zwar habe das tschechische Unternehmen die Marke "Bud" in Frankreich, Italien, Portugal und Österreich schützen lassen, allerdings habe es diese Bezeichnung zu wenig genutzt, schrieben die Richter. Der Verkauf sei aber in vernachlässigbarer Größenordnung geschehen, er habe nur örtliche Bedeutung. Das Unternehmen kann gegen die Entscheidung Rechtsmittel einlegen.

Anders verhält es sich mit dem kompletten Namen "Budweiser": Der gehört weiterhin den Tschechen. Bereits 2010 hatten die EU-Richter entschieden, die tschechische Brauerei habe das ältere Recht an der Bezeichnung. Dieser Name bleibt somit in der EU dem Bier aus Tschechien vorbehalten, in grüner Flasche mit roter Schrift auf weißem Etikett.

Anheuser-Busch und Budejovický Budvar streiten sich schon seit Jahren weltweit um die Markenrechte, mehr als 100 Mal standen sich die beiden Brauereien schon vor Gericht gegenüber. Mal gewinnen die Amerikaner, mal die Tschechen. In der EU hatte der US-Brauereikonzern in den 1990er Jahren seine Marke eintragen lassen und damit den Bierkrieg ausgelöst. "Budweiser" bedeutet übersetzt "aus Budweis", der böhmischen Stadt. Dort wird das Budweiser Bier bereits seit dem 13. Jahrhundert gebraut. In den USA wurde Budweiser 1878 als Warenzeichen eingetragen.

Besonders unübersichtlich ist die Lage übrigens in Großbritannien. Ist der durstige Reisende nämlich aus den Vereinigten Staaten zurück in Europa und kehrt in einen Londoner Pub ein, so kann er sich nicht sicher sein, ob er nun ein amerikanisches oder ein tschechisches Bier bekommt. Anders als in vielen anderen Ländern, wo die Namensrechte exklusiv vergeben sind, dürfen in Großbritannien nämlich beide Brauereien ihre Getränke unter dem Namen "Budweiser" verkaufen.

Linktipp: Die US-Brauerei Anheuser-Busch wurde 2008 vom InBev übernommen. Die neue Firma AB InBev ist ein gigantischer globaler Bierproduzent. Die Businessweek überschrieb jüngst ein Unternehmensporträt mit "The Plot to Destroy America's Beer" und hat hier auch eine Infografik über den Aufstieg von Anheuser-Busch InBev.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1580137
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/dpa/bero/jab
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.