Streit um Abgaswerte:Warum nicht mal ein VW?

Streit um Abgaswerte: Mitarbeiter schrauben im VW-Werk in Chattanooga, Tennessee an neuen Autos. 3000 Kilometer entfernt wollen die Behörden wieder Volkswagen bestellen.

Mitarbeiter schrauben im VW-Werk in Chattanooga, Tennessee an neuen Autos. 3000 Kilometer entfernt wollen die Behörden wieder Volkswagen bestellen.

(Foto: AP)

In Kalifornien, wo der Dieselskandal aufflog, wollen die Behörden wieder deutsche Autos - auch wegen Donald Trump.

Von Vivien Timmler

Für den Gouverneur von Kalifornien teilen sich die Autokonzerne dieser Welt momentan in Gut und Böse. Zu den guten gehören jene Firmen, die alle strengen Umweltstandards seines Bundesstaates klaglos anerkennen und einhalten. Böse hingegen sind für Gavin Newsom diejenigen, denen es ein Dorn im Auge ist, dass Kalifornien seine eigenen Emissionsstandards setzt - und die Donald Trump dabei unterstützen, dem Bundesstaat dieses Recht streitig zu machen.

Nun zieht Newsom erstmals seine Konsequenzen. Von Januar an sollen nur noch Dienstwagen von Herstellern angeschafft werden, die Kaliforniens Umweltstandards respektieren. Das seien neben Ford vor allem die beiden deutschen Automobilhersteller BMW und VW. General Motors (GM), Toyota und Fiat Chrysler hingegen sollen künftig bei der Auftragsvergabe leer ausgehen, der Bundesstaat will bei ihnen keine neuen Fahrzeuge mehr ordern. "Autobauer, die sich auf die falsche Seite der Geschichte gestellt haben, werden von der Kaufkraft Kaliforniens nichts haben", sagt Newsom.

Tatsächlich hatten sich GM, Toyota und Fiat Chrysler erst im Oktober hinter den US-Präsidenten gestellt, dem die scharfen Umweltstandards Kaliforniens mitsamt strenger Abgaswerte überhaupt nicht passen. Der Bundesstaat legt schon seit Jahrzehnten eigene, deutlich strengere Grenzwerte fest als Washington. Das Sonderrecht geht auf das Jahr 1970 zurück und wurde ursprünglich erteilt, um der hohen Smogbelastung rund um Los Angeles entgegenzuwirken. Über die Jahre haben sich weitere Staaten dem Kampf um die Luftqualität angeschlossen.

Dieser Autonomie will Trump nun ein Ende bereiten. Im September veröffentlichte die US-Umweltbehörde EPA einen Plan, wie gegen den Willen Kaliforniens einheitliche Abgasgrenzwerte für Pkw und Kleinlaster durchgesetzt werden sollen. Der Westküstenstaat legte dagegen Klage ein, unterstützt von 22 weiteren Bundesstaaten. Eine Entscheidung steht noch aus.

Ausgerechnet in Kalifornien nahm vor vier Jahren der Abgasskandal seinen Anfang

Unterstützung bekommt der kalifornische Gouverneur Newsom neuerdings auch von der Autoindustrie. Mehrere Konzerne, darunter VW und BMW, versprechen sich nicht viel von Trumps Lockerung der kalifornischen Standards, im Gegenteil. Sie wollen vor allem langfristige Maßstäbe und damit Planungssicherheit, denn einzelne Modelle ständig neuen Abgasregeln anzupassen wäre nicht nur umständlich, sondern auch teuer.

Erstaunlich an der Sache ist aber vor allem das Bekenntnis Kaliforniens zu Volkswagen. Vor etwas mehr als vier Jahren nahm genau dort der Abgasskandal seinen Lauf. Es war die kalifornische Luftreinhaltungsbehörde Carb, die 2015 in Fahrzeugen von VW eine Abschalteinrichtung entdeckte. In der Folge musste der Konzern die Vorwürfe einräumen, es folgen Strafzahlungen in Milliardenhöhe.

In den letzten drei Jahren hat VW keinen einzigen Wagen an die kalifornischen Behörden verkauft, genau wie BMW. Für Ford-Fahrzeuge gab der Westküstenstaat in dieser Zeit etwa 69 Millionen aus, für Autos von GM, Fiat Chrysler und Toyota waren es insgesamt 125 Millionen Dollar. Eine Menge Geld, die nun den deutschen Autobauern winkt.

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