Süddeutsche Zeitung

Streit über Aroma in Schokolade:Stiftung Warentest knickt vor Ritter Sport ein

Hat der Schoko-Hersteller seine Kunden belogen? Oder hat die Stiftung Warentest ihren Bericht schlecht formuliert? Der juristische Streit darüber ist nun zu Ende.

  • Der Schokoladenhersteller Ritter Sport gewinnt: Die Stiftung Warentest will nicht weiter juristisch gegen die Niederlage vor Gericht vorgehen.
  • Die Tester hatten Ritter Sport vorgeworfen, ein künstliches Aroma einzusetzen, was auf der Packung nicht deklariert wurde.
  • Das Gericht hatte entschieden, dass die Stiftung Warentest die Existenz des künstlichen Aromas in der Schokolade nur "geschlussfolgert" habe. Die Tester hatten aber geschrieben, das Aroma sei "nachgewiesen".

Sieg für Ritter Sport

Die Stiftung Warentest akzeptiert ihre Niederlage im Streit mit Ritter Sport um die schlechte Bewertung der Nuss-Schokolade. Die Organisation erklärte, sie erkenne das Urteil des Oberlandesgerichts München an. Die Tester waren mit dem Versuch gescheitert, ein früheres Urteil gegen sie aufheben zu lassen. Damit darf die Stiftung Warentest in ihrem Schokoladentest Ritter Sport nicht mehr vorwerfen, durch eine falsche Kennzeichnung den Verbraucher in die Irre zu führen. Der Hersteller hat eine entsprechende einstweilige Verfügung erreicht.

Es geht um die Bewertung "mangelhaft"

In dem Test von Vollmilch-Nuss-Schokoladen hatten die Prüfer der Ritter Sport-Tafel die Note fünf gegeben. Die Schokolade enthalte das Aroma Piperonal, das künstlich hergestellt worden sei, urteilten die Tester. Ritter Sport bestreitet das. Auf der Packung verspricht der Hersteller, nur natürliche Zutaten zu benutzen.

Deswegen hat die Stiftung vor Gericht verloren

Ob das Aroma tatsächlich natürlich ist oder chemisch hergestellt sei, konnte das Gericht nicht klären. Entscheidend für den Prozess sei aber die Frage gewesen, wie die Stiftung Warentest die Verbraucher über ihre Testmethode informiert habe. "Die Stiftung Warentest hat im Testbericht nicht präzise und ausführlich genug dargelegt, wie sie zur Beurteilung der Deklaration gekommen ist", räumt Hubertus Primus, der Vorstand der Organisation, jetzt ein.

Das Gericht hatte entschieden, dass die Stiftung Warentest nicht "nachgewiesen" - wie im Testbericht behauptet -, sondern "geschlussfolgert" habe, dass künstliches Piperonal in der Schokolade stecke.

Stiftung Warentest gewinnt meistens

Die Stiftung führt etwa vier bis fünf Prozesse im Jahr, noch vor zehn Jahren seien es zehn bis zwölf gewesen. "Über neunzig Prozent dieser Prozesse gewinnen wir, und natürlich verlieren wir auch mal. Aber wir sind noch nie rechtskräftig zu Schadensersatz verurteilt worden", so eine Sprecherin.

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