Streit im Sachverständigenrat:Bitte eine konstruktive Debatte!

Erstmals erhält der kritisierte Wirtschaftsweise Bofinger Rückendeckung — vom Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle, Ulrich Blum. Der fordert bei dieser Gelegenheit auch eine Neuorganisation der wirtschaftspolitischen Beratung.

Nach dem öffentlich ausgetragenen Streit im Sachverständigenrat hat der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH), Ulrich Blum, ein grundlegendes Nachdenken über die wirtschaftspolitische Beratung in Deutschland gefordert.

"Wir müssen uns überlegen, wie wir sinnvoll das Nebeneinander von Sachverständigenrat, Instituten und wissenschaftlichen Beiräten bei den Ministerien in Deutschland organisieren", sagte Blum der Financial Times Deutschland.

"Gutachten kaum geeignet"

Blum kritisierte, die Sachverständigenrats-Gutachten seien in der heutigen Form "kaum geeignet" für die Adressaten in der Politik, weil diese nicht die Zeit hätten, die rund 1000 Seiten zu lesen. An sich sei der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung aber eine gute Einrichtung. Auch die kontroverse Debatte im Gremium sei positiv zu bewerten.

Der Würzburger Professor Peter Bofinger sei vielleicht in seiner Art nicht einfach. "Es ist aber gut, dass wir Menschen wie ihn im Rat haben. Sonst hätten die anderen keinen Rechtfertigungszwang mehr."

Dagegen sieht der Bremer Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel den Streit als rufschädigend für das gesamte Gremium an.

"Völlig unangemessen"

"Die denunzierenden Zweifel des Vorsitzenden Wolfgang Wiegard an der Sachkompetenz von Peter Bofinger sind völlig unangemessen. Auch in Deutschland müssen kontroverse Standpunkte möglich sein", sagte Hickel dem Hamburger Abendblatt .

Wiegard habe damit die jahrzehntelange seriöse Arbeit des Sachverständigenrats beschädigt.

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