Streiks in Indien:Erzwungene Tee-Pause

Production At The Makaibari Tea Estate As It Becomes Most Expensive Tea In India

Teeernte in Indien. In diesem Jahr streiken die Pflücker.

(Foto: Sanjit Das/Bloomberg)

In Nordindien kämpfen Pflücker für die Selbständigkeit ihres Volkes. Ernten fallen aus. Die Plantagen verwildern zusehends. Die Sorte Darjeeling wird knapp. Größere Engpässe könnte es schon Anfang des nächsten Jahres geben.

Liebhaber von Darjeeling-Tee müssen bei dieser Nachricht jetzt stark sein: Sie werden womöglich eine Zeit lang auf das erlesene Getränk verzichten müssen. Grund: Die Plantagen in der nordostindischen Region Darjeeling überwuchern, weil die Pflücker streiken. Dabei geht es nicht wie häufig in solchen Fällen um die Arbeitsbedingungen auf dem Feld, sondern um die Autonomie für ihr Volk. Und dies hat Folgen - auch für Teetrinker in Deutschland.

Worum es geht: In dem Bezirk des Bundesstaates Westbengalen herrscht seit Mitte Juni ein Generalstreik; Angehörige der nepalesischstämmigen Minderheit der Gorkha wollen damit ihrer jahrzehntealten Forderung nach einem eigenen Bundesstaat namens Gorkhaland Nachdruck verleihen. Die Pflücker aller 87 Teegärten, aus deren Pflanzen der "Champagner unter den Tees" gewonnen wird, beteiligen sich an dem Streik. "Darjeeling" ist eine geschützte geografische Angabe - nur Tee aus der Region darf den Namen tragen.

Von den rund 8500 Tonnen Darjeeling, die normalerweise pro Jahr geerntet werden, importierte Deutschland nach Angaben des Deutschen Teeverbandes in Hamburg im vergangenen Jahr knapp 700 Tonnen. Davon sei rund die Hälfte weiterexportiert worden. Eine Aussage zur Preisentwicklung durch den derzeitigen Ausfall sei nicht möglich, hieß es, da es schlichtweg keine neue Ware gebe.

Es wird knapp, denn nur etwa 30 Prozent der üblichen Jahresmenge wurden bislang geerntet, wie der Generalsekretär des Teeproduzenten-Verbands Darjeeling Tea Association, Kaushik Basu, der Deutschen Presse-Agentur erzählte. In diesem Jahr werde wohl keine weitere Ernte möglich sein, zumal es bald kälter werde. Noch gebe es Vorräte. "Aber in den ersten paar Monaten 2018 könnte uns ein Engpass treffen", sagt er.

Auslöser der jüngsten Proteste der Gorkha waren Pläne der Regierung des Bundesstaates, Bengalisch-Unterricht in allen Schulen zum Pflichtfach zu machen. Im Juni kam es zu Todesfällen bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. Seitdem blieben die Geschäfte geschlossen, und der sonst rege Tourismus bleibt in der pittoresken Himalaja-Region aus.

Der Umsatz der Teeindustrie in Darjeeling, der normalerweise fünf Milliarden Rupien (etwa 65 Millionen Euro) pro Jahr betrage, werde um 70 Prozent einbrechen, sagte Basu. Die drei Haupt-Ernteperioden des Jahres zwischen März und Oktober bringen jeweils unterschiedlich schmeckende "Flush"-Varianten hervor. Durch den Streik seien auch die Pflege der Pflanzen in den Teegärten sowie Neupflanzungen zu kurz gekommen.

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