Viele Reisende wären froh, hätten sie so großzügige Arbeitgeber. 5,2 Prozent mehr Gehalt hat die Deutsche Flugsicherung (DFS) ihren Lotsen angeboten, um den ersten Streik in der Geschichte des Unternehmens abzuwenden. Das klingt ordentlich. Ganz zu schweigen davon, dass viele Reisende gerne Gehälter hätten wie die Männer und Frauen, die dafür sorgen, dass sich am Himmel über Deutschland und auf den deutschen Flughäfen kein Flugzeug dem anderen gefährlich nähert.
Fluglotse: das ist kein akademischer Beruf, sondern ein Ausbildungsberuf, in dem man aber bei Verdiensten ist, die manch ein Akademiker in einer Führungsposition nicht erreicht.
Ist die Gewerkschaft der Flugsicherung also unverschämt, wenn sie Urlaubern mitten in der Hauptreisezeit das Fliegen schwermachen will? Ginge es um die Entlohnung allein, wäre das so. Zumal die Arbeitnehmervertreter 6,5 Prozent fordern, also vom Angebot der DFS nicht so weit weg liegen.
Mehr als auf die Gehälter kommt es der Gewerkschaft allerdings auf die Arbeitsbedingungen an, und da ist es verständlich, dass sie ein Zeichen setzen will. Die DFS hat es nämlich in den vergangenen Jahren nicht geschafft, sich ausreichend Nachwuchs heranzuziehen. Gleichzeitig sollen die Kosten sinken. Die Last schultern die rund 2000 Fluglotsen, die noch mehr Überstunden machen sollen.
Der Ärger der Mitarbeiter ist verständlich. Während andere ähnlich gefragte Arbeitnehmer in solchen Fällen ihr Unternehmen verlassen und bei der Konkurrenz anheuern können, bleibt den Lotsen diese Chance nicht - es gibt keinen Wettbewerb. Es ist ihr gutes Recht, mit einem Streik auf ihre Probleme aufmerksam zu machen.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version war dieser Text mit einem Foto bebildert, das keinen Fluglotsen zeigte, sondern einen Flughafen-Mitarbeiter beim Einwinken eines Flugzeuges auf dem Rollfeld. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.