Streik:Vorstand will mit UFO sprechen

Nach den Flugausfällen bei der Lufthansa zeigt sich der Vorstand verhandlungsbereit.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Flugbegleiter-Streik bei der Lufthansa

Normal ist der Flugplan von Lufthansa eng getaktet. An diesem Donnerstag wurden wegen des Streiks jedoch viele Verbindungen gestrichen.

(Foto: Sina Schuldt/dpa)

Die Lufthansa unternimmt vor dem Hintergrund sinkender Gewinne erste Schritte, den langen Tarifkonflikt mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO zu entschärfen. Vorstandschef Carsten Spohr willigte am Donnerstag erstmals ein, Gespräche über eine Schlichtung zu führen und ging damit auf eine UFO-Forderung ein. Die Gewerkschaft verzichtete daraufhin darauf, die Streiks bei Lufthansa auszuweiten.

Spohrs Schritt ist eine Abkehr von der bisherigen Strategie des Konzerns. Die Unternehmensführung hatte es über Monate abgelehnt, mit UFO zu verhandeln. Sie bezweifelte, dass der momentane Vorstand der Gewerkschaft rechtmäßig ins Amt gekommen und UFO damit überhaupt verhandlungsfähig sei. Nun aber will Lufthansa mit UFO "vertraulich klären", wie man mit den juristischen Themen umgehen wolle, so Spohr. Gespräche dazu sollen am Wochenende stattfinden.

Bisher vertreten sowohl UFO als auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Flugbegleiter im Konzern. Zudem bildet sich gerade eine dritte Gewerkschaft namens Cabin Union (CU), eine Abteilung der Industriegewerkschaft Luftverkehr (IGL). Spohr betonte, es sei sein übergeordnetes Ziel, "die Einheit in der Kabine wiederherzustellen. Ich will keine weitere Spaltung der Kabine betreiben." Er hatte sich am Mittwochabend mit Vertretern von Verdi und CU getroffen. Zuvor hatte das hessische Landesarbeitsgericht den UFO-Streik in zweiter Instanz für rechtens erklärt.

UFO hatte ihre Mitglieder bei Lufthansa für Donnerstag und Freitag zu einem zweitägigen Streik aufgerufen, durch den das Unternehmen rund 1300 Flüge streichen musste. Der Konzern hat ein großes Interesse daran, weitere Arbeitskämpfe zu vermeiden, denn es gibt genügend andere Probleme. In den ersten neun Monaten ist der operative Gewinn des Unternehmens bei einem Umsatz von knapp 28 Milliarden Euro um ein Drittel auf 1,6 Milliarden Euro gesunken, im dritten Quartal allerdings nur noch um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden. Spohr machte vor allem die Überkapazitäten im Europaverkehr für den Gewinnrückgang verantwortlich. Dieser habe es unmöglich gemacht, höhere Ticketpreise zu verlangen. Das meiste Geld verdient Lufthansa allerdings weiterhin im Geschäftsfeld Netz-Airlines (Lufthansa, Swiss, Austrian), vor allem weil die Transatlantikflüge weiterhin hohe Gewinne generieren, und bei Lufthansa Technik. Die Zweitmarke Eurowings, die auf den Direktverkehr spezialisiert ist, schreibt weiter deutliche Verluste, auch Lufthansa Cargo ist derzeit defizitär.

Daher hat der Lufthansa-Vorstand an mehreren Stellen Einschnitte beschlossen. Eurowings soll 2020 weniger Kapazität anbieten als im laufenden Jahr und sich nur noch auf Kurzstrecken beschränken. Gewinne werden trotzdem erst für 2021 erwartet. Lufthansa Cargo wird bis Ende 2020 alle zehn älteren Frachter vom Typ MD-11 ausmustern. Die Flotte wird dann nur noch aus neun größeren Boeing 777F bestehen. Vier weitere Maschinen der Aerologic, einem Joint Venture mit DHL, fliegen darüber hinaus ausschließlich für Lufthansa.

Konzerntochter Austrian, die in den ersten drei Quartalen des Jahres nur einen minimalen Gewinn (14 Millionen Euro) gemacht hat, hat ein hartes Sparprogramm gestartet und plant, bis zu 800 Stellen zu streichen. Die Fluggesellschaft steht besonders stark im Wettbewerb mit Billig-Anbietern, weil an ihrem größten Standort in Wien sowohl Ryanair als auch Wizz Air um Marktanteile kämpfen. Insgesamt sind dort 32 Flugzeuge von Low-Cost-Airlines stationiert, Schwestergesellschaft Eurowings nicht eingerechnet.

Bei den Investitionen in die eigene Langstreckenflotte hat Lufthansa sich mehr Spielraum geschaffen. Sie hat feste Aufträge für 14 der 20 Boeing 777-9 in Optionen umgewandelt und ist somit nicht mehr verpflichtet, die Maschinen abzunehmen. Lufthansa hatte 2013 als erste Fluggesellschaft weltweit 20 Jets der neuesten 777-Generation bestellt.

Spohr gab sich angesichts von neuen Gerüchten, Lufthansa stehe kurz vor einem Einstieg bei der unter Gläubigerschutz fliegenden Alitalia, zurückhaltend. Lufthansa werde in Alitalia in der heutigen Form nicht investieren, über einen Einstieg bei einer sanierten, neuen Firma gebe es aber Gespräche. Wichtiger sei eine kommerzielle Zusammenarbeit. Alitalia kooperiert derzeit allerdings mit Air France-KLM und der amerikanischen Delta Air Lines, die ebenfalls erwägt, einen Anteil an der italienischen Fluggesellschaft zu kaufen. Zuletzt hatte British Airways-Muttergesellschaft International Airlines Group (IAG) die spanische Air Europa übernommen.

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