Süddeutsche Zeitung

Luftverkehr:Lufthansa-Streiks haben begonnen

Lesezeit: 2 min

Mit den Warnstreiks des Bodenpersonals ist der Betrieb der größten deutschen Fluglinie weitgehend lahmgelegt, auch am BER kommt es zu Einschränkungen. Vor weiteren Ausständen will Verdi erst mit der Airline sprechen.

Mitten in den Ferien werden Passagiere der Lufthansa vom Verdi-Warnstreik hart getroffen. Die Airline hat nahezu den kompletten Flugplan abgesagt, weil die Gewerkschaft das Bodenpersonal dazu aufgerufen hat, von Mittwoch bis Donnerstag die Arbeit niederzulegen. Nach Unternehmensangaben bleiben 678 Flüge in Frankfurt und 345 Flüge in München an den Boden. Betroffen sind mitten in der Ferienzeit mehr als 130 000 Fluggäste, die längst nicht alle umgebucht werden konnten, weil auch in den folgenden Tagen die Flieger bereits voll sind.

Bereits am Dienstag fielen laut Lufthansa mindestens 47 Verbindungen aus, was die Reisepläne von knapp 7500 Passagieren betraf. Die Airline befürchtet Auswirkungen bis zum Freitag, dem letzten Schultag vor den Sommerferien in Bayern.

Die Lufthansa riet Passagieren, die kein Umbuchungsangebot erhalten haben, dringend davon ab, an die Flughäfen zu kommen. Dort seien wegen des Streiks "nur wenige oder gar keine" Serviceschalter geöffnet. Umsteiger ohne Anschlussflug sollten nicht an die deutschen Drehkreuze fliegen. Es bestehe die Gefahr, dass die Gäste dort für mehrere Stunden oder Tage nicht weiterreisen könnten. Trotzdem gab es an den Schaltern schon am Morgen längere Schlangen.

Bestreikt werden laut Verdi am Mittwoch seit 3.45 Uhr verschiedene Lufthansa-Gesellschaften an den Drehkreuzen Frankfurt und München sowie in Düsseldorf, Hamburg, Bremen, Hannover, Stuttgart und Köln. Auch am Hauptstadtflughafen BER konnten Passagiere ihre Flüge nicht antreten. Die Fluggesellschaft hat sämtliche ihrer etwa 20 Flüge in Schönefeld gestrichen, wie der Flughafen auf seiner Internetseite mitteilt. Lufthansa fliegt von dort aus ausschließlich die innerdeutschen Drehkreuze Frankfurt und München an.

Zum Streik aufgerufen sind ganz unterschiedliche Beschäftigtengruppen wie das Schalterpersonal, Flugzeugtechniker oder die Fahrer der riesigen Schlepper, die Flugzeuge am Flughafen auf die richtigen Positionen schieben. Ohne diese Dienstleistungen können die Jets ebenso wenig abheben wie ohne Piloten oder Kabinenpersonal.

Der erste Streik bei Lufthansa nach dem Corona-Schock kommt vor dem Hintergrund eines teilweise chaotisch verlaufenen Neustarts der Branche. Personalengpässe und eine starke Urlaubsnachfrage haben schon ohne Streiks zu erheblichen Abfertigungsproblemen in diesem Sommer geführt. Verdi macht dafür vor allem Missmanagement und überzogenen Personalabbau bei Flughäfen und Airlines verantwortlich. Der Lufthansa-Airline-Chef Jens Ritter sieht hingegen die in den vergangenen Wochen erreichten Fortschritte mit dem Streik in Frage gestellt. Der Ausstand werde Kunden und Personal über den Streiktag hinaus belasten, schrieb er auf der Plattform Linkedin. Lufthansa und Verdi haben erst in zwei Runden über die künftigen Gehälter und Arbeitsbedingungen der rund 20 000 Bodenbeschäftigten gesprochen. Ein dritter Termin ist bereits für den 3./4. August in Frankfurt vereinbart.

Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle versicherte am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin", dass Lufthansa-Kunden sich nach dem Warnstreik bis zur nächsten Verhandlungsrunde nicht auf weitere Aktionen einstellen müssen. "Das kann ich ausschließen", sagte sie.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5628500
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/zaa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.