Streik im Regionalverkehr:Privatbahnen bleiben stehen

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Die Gewerkschaft GDL macht Ernst: Fast zwei Tage lang wollen die Lokführer die großen Konkurrenten der Bahn lahmlegen. Chaos müssen die Fahrgäste aber nicht befürchten - die Züge der Deutschen Bahn sind nicht betroffen.

Im Kampf um gleiche Löhne für Lokführer erhöht die Gewerkschaft GDL den Druck auf die großen Konkurrenten der Deutschen Bahn: 47 Stunden lang sollen in ganz Deutschland bei 22 regionalen Anbietern die Züge stillstehen, wie die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) in Frankfurt mitteilte. Der Arbeitskampf beginnt an diesem Donnerstag (31. März) um 3.00 Uhr und wird bis Samstag um 2.00 Uhr morgens dauern.

Die Lokführergewerkschaft GDL bestreikt erneut die großen Konkurrenten der Deutschen Bahn. (Foto: dpa)

Davon betroffen sind die sechs großen Verkehrsgesellschaften Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia, Hessische Landesbahn sowie ihre Töchter - nicht aber die Deutsche Bahn AG (DB), mit der die GDL wieder verhandelt. Ein Schwerpunkt des Streiks soll Norddeutschland sein.

Die GDL fordert einen einheitlichen Tarifvertrag für die 26.000 Lokführer in Deutschland im Regional-, Fern- und Güterverkehr - egal, bei welchem Betreiber sie arbeiten. Eine Kernforderung ist eine Angleichung der Einkommen auf dem Niveau der DB plus fünf Prozent Aufschlag.

Doch während die Verhandlungen mit der DB am 7. April fortgesetzt werden sollen, fehlt mit den Konkurrenten, die bis zu 30 Prozent weniger zahlen, seit Wochen die Gesprächsbasis. Vertreter der Unternehmen Benex und Keolis lehnten es ab, als Basis für Verhandlungen den von der GDL geforderten Bundesrahmentarifvertrag zu akzeptieren. Benex-Sprecher Christoph Kreienbaum sagte in Hamburg, die Gemengelage sei schwierig, weil die GDL nach Ende der Verhandlungsgemeinschaft von sechs großen DB-Konkurrenten mit jedem Unternehmen einzeln verhandeln müsse. Die GDL müsse aber akzeptieren, dass sie keinen Alleinvertretungsanspruch für die Lokführer habe.

Auch in der Gewerkschaft EVG, mit der Benex einen gültigen Tarifvertrag habe, seien Lokführer organisiert. Keolis-Personalchef Markus Lehmann sagte der dpa in Berlin, man sei zu Verhandlungen bereit. Die GDL dürfe aber nicht auf ihren Maximalforderungen bestehen. Ein 300-Mann-Unternehmen könne nicht sämtliche Tarifbestimmungen der Deutschen Bahn übernehmen. Keolis-Geschäftsführer Hans Leister hatte zuvor der GDL in der Financial Times Deutschland Verhandlungen angeboten, auch weil jeder Streiktag das Unternehmen 110.000 Euro koste - bei einem Jahresumsatz von rund 100 Millionen Euro.

Keolis ist eine Tochter der französischen Staatsbahn SNCF. Ihre Bahnen in Nordrhein-Westfalen sind auch an diesem Donnerstag und Freitag von den GDL-Streiks betroffen. Schon von Montag auf Dienstag dieser Woche hatte die GDL die Bahn-Konkurrenten für 24 Stunden bestreikt, um ein neues Angebot von ihnen zu erzwingen. GDL-Chef Claus Weselsky erklärte nun, auch zwischenzeitliche Offerten enthielten "jede Menge Vorbehalte, aber keinerlei Substanz".

Von welchen Unternehmen die GDL Angebote bekommen hat, wollte eine Sprecherin nicht konkret benennen. Weselsky kritisierte: "Diese Halsstarrigkeit kann keiner mehr verstehen. Die Arbeitgeber wollen den Tarifkonflikt tatsächlich auf dem Rücken der Kunden aussitzen." Die GDL fordere "schließlich nichts Unmögliches". Beim jüngsten Streik Anfang der Woche waren vor allem in Nord- und Westdeutschland sowie im Rhein-Main-Gebiet Züge ausgefallen oder verspätet gefahren. Zum Teil hatten die Betreiber als Ersatz Busse eingesetzt.

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