Streik der Piloten:"Der Ruf der Lufthansa darf nicht leiden"

Hunderte Flüge fallen auch an diesem Donnerstag wegen Streik aus. Am frühen Morgen ist es noch ruhig an den Flughäfen. Der Konzern will eine schnelle Lösung mit den Piloten finden - auch, um einen Imageschaden zu vermeiden.

Die Situation am Donnerstag: Am Münchner und Frankfurter Flughafen fallen auch heute Hunderte Flüge aus - entsprechend "ist es spürbar ruhiger", sagt ein Sprecher des Frankfurter Flughafens. Am Hamburger Flughafen werden am zweiten Streiktag 110 von 420 Flugverbindungen der Lufthansa sowie ihrer Tochterfirma Germanwings gestrichen. Am Flughafen Tegel in Berlin werden es etwa 130 Flüge sein, die ausfallen. Bereits am Mittwoch war es an den Flughäfen ruhig geblieben, viele Passagiere waren frühzeitig informiert und konnten ihre Flüge umbuchen oder auf die Bahn umsteigen.

Der Streik: Von Mittwoch bis Freitag sind insgesamt 3800 Flüge gestrichen. Der Ausstand hat am Mittwoch (2. April.) um 0.00 Uhr begonnen und endet voraussichtlich am Freitag (4. April.) um 23.59 Uhr. Lediglich 500 Flüge können mit Jets von Eurowings, Lufthansa CityLine und Air Dolomiti angeboten werden. Die Absagen der Lufthansa-Flüge reichen bis zum Samstag. Betroffen sind 425 000 Fluggäste, die umbuchen können. Auf Streiks während der Osterferien wollen die Piloten verzichten. Allerdings gilt diese Aussage nicht überall: In Niedersachsen und Bremen starten die Ferien bereits an diesem Donnerstag.

Forderung der Piloten: Streikanlass sind die von Lufthansa einseitig gekündigten Übergangsrenten, die den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglicht hatten. Dadurch sollen Piloten, wenn sie sich der Belastung im Alter nicht mehr gewachsen fühlen, ihre Arbeit früher aufgeben können. Offen ist zudem der Tarifvertrag zu den Gehältern, bei dem die VC ein Plus von knapp zehn Prozent verlangt. Am Montagabend bezifferte Sprecher Handwerg in der ZDF-Sendung Wiso den Streitwert zwischen Piloten und Lufthansa auf eine Milliarde Euro.

Reaktion des Konzerns: Der Konzern sieht kein erhöhtes Sicherheitsrisiko durch ältere Piloten. Lufthansa-Chefpilot Knorr sagt: "Natürlich merken Menschen, wenn sie älter werden, dass manche Dinge einem nicht mehr so gut von der Hand gehen wie früher. Aber ist damit automatisch ein Sicherheitslevel berührt? Meine Antwort ist an der Stelle: Nein." Die Qualifikation der Piloten sei extrem hoch, ihre Leistung werde regelmäßig überprüft.

Lufthansa will verhandeln: Der Chef des Konzerns, Christoph Franz sagte in einem Interview mit der Bild-Zeitung: "Ich hoffe, dass wir schnell wieder zu Gesprächen zusammenkommen und dann für beide Seiten akzeptable Kompromisse finden. Der Ruf der Lufthansa darf unter diesem Tarifkonflikt nicht leiden." Die Fluggesellschaft rechnet mit einem Ergebnisschaden in zweistelliger Millionenhöhe. Das deckt sich einigermaßen mit Einschätzungen des Commerzbank-Analysten Frank Skodzik, der bei einem Vollstreik von einem täglichen Schaden zwischen 30 und 40 Millionen Euro ausgeht.

Was Fluggäste tun können: Bei innerdeutschen Flügen, die aufgrund des Streiks ausfallen, dürfen Passagiere die Züge der Deutschen Bahn nutzen. Dafür müssen sie ihr Ticket im Internet oder an einem Check-in-Automaten der Lufthansa in eine Fahrkarte umwandeln. Reicht dafür die Zeit nicht, können Kunden sich ein neues Bahnticket kaufen und es später mit dem bereits gezahlten Flugticket verrechnen lassen. In diesem Fall sollen die Passagiere das Bahnticket zusammen mit dem Flugticket oder der Buchungsnummer an die Lufthansa schicken sollen.

Bei allen anderen Flügen gilt: Wer sein Ticket online unter Lufthansa.com gekauft hat, kann den Flug kostenfrei stornieren. Wer ein Ticket für einen Flug im Zeitraum 2. bis 4. April besitzt, der nicht ausfällt, kann dieses einmalig kostenlos umbuchen. Wer keinen Zugang zum Internet hat, kann das Service-Center der Lufthansa anrufen: 0800/850 60 70.

Linktipps:

  • Diese Rechte haben Fluggäste während eines Streiks: Die wichtigsten Fragen und Antworten.
  • Ein Pilot erzählt, wie viel er verdient und warum das gerechtfertigt sei: Artikel bei welt.de
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: