Süddeutsche Zeitung

Beschäftigte fordern mehr Geld:Massive Streiks im Nahverkehr - welche Städte betroffen sind

Die Gewerkschaft Verdi will diese Woche den öffentlichen Nahverkehr in mehreren Bundesländern lahmlegen. Eine Übersicht.

Deutschland muss sich Ende der Woche auf enorme Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr einstellen. Verdi ruft Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in mehreren Bundesländern zu Warnstreiks auf. Sie sollen gleichzeitig mit einem globalen Klimastreik von "Fridays for Future" an diesem Freitag stattfinden.

In München geht der Warnstreik im Nahverkehr sogar schon früher los, nämlich am Donnerstagmorgen. U-Bahnen und Straßenbahnen sollen dann gar nicht mehr fahren. Eine Übersicht, was wann wo lahmgelegt wird.

Baden-Württemberg

Wer am Freitag den Nahverkehr nutzen will, dürfte in Stuttgart, Freiburg, Mannheim, Heilbronn, Ulm, Esslingen, Konstanz und Baden-Baden Probleme bekommen. Die Gewerkschaft Verdi rief am Dienstag die Beschäftigten des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in den acht Städten dazu auf, ganztägig die Arbeit niederzulegen.

Bayern

In München werden bereits von Donnerstagmorgen bis Freitagnacht U-Bahnen, Straßenbahnen komplett sowie etwa die Hälfte der Busse betroffen sein. Die S-Bahn, die von der Deutschen Bahn betrieben wird, soll aber normal fahren.

Für Freitag sind auch Mitarbeiter des Nahverkehrs im Großraum Nürnberg, in Augsburg, Regensburg, Ingolstadt, Bamberg, Landshut und Bayreuth zu Warnstreiks aufgerufen.

In Bayern gibt es eine Besonderheit: Die Warnstreiks fallen zwar auf denselben Tag wie in vielen anderen Bundesländern, die Beschäftigten haben allerdings einen eigenen Tarifvertrag. Die bayerischen Angestellten des öffentlichen Dienstes sind nicht im flächendeckenden Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVÖD) inbegriffen. Anders als ihre Kolleginnen und Kollegen streiken sie also sozusagen für sich.

Hessen

Laut Regionalmagazin "Hessenschau" werden die U- und Straßenbahnen in Frankfurt stillstehen. In Wiesbaden die Busse der Verkehrsgesellschaft ESWE. In Kassel trifft der Streik Busse und Bahnen.

Niedersachsen

Die Streiks in den Verkehrsbetrieben Niedersachsens legen am Freitag nahezu das gesamte Bundesland lahm. Salzgitter, Bad Harzburg, Wolfenbüttel, Helmstedt, Goslar, Lüneburg, Stade, Cuxhaven, Buxtehude und Winsen/Luhe, Hoya, Verden, Zeven, Bentheim, Hildesheim, Hameln-Pyrmont, sowie der Stadt- und Landkreis Celle sind betroffen. Auch in Hannover, Braunschweig und Göttingen hat Verdi die Beschäftigten zum Streik aufgerufen.

Bereits zuvor dürfte es am Donnerstag in vielen niedersächsischen Städten und Kreisen zu größeren Einschränkungen bei Bussen und Bahnen kommen. Verdi deutete dies in Südostniedersachsen (Salzgitter, Bad Harzburg, Goslar, Wolfenbüttel, Helmstedt), aber auch im Nordosten an. Allein rund um Lüneburg müssten gut 10 000 Schülerinnen und Schüler mit Problemen im Busverkehr rechnen, warnte die Verwaltung vorab.

Die Verhandlungen laufen hier ebenfalls in einer anderen Tarifrunde. Man werde sich am Freitag dem Ausstand der Kollegen anschließen, so Verdi: "Es ist damit zu rechnen, dass große Teile des ÖPNV in Niedersachsen zum Stillstand kommen."

Nordrhein-Westfalen

Ein Schwerpunkt der Streiks ist laut Verdi NRW das Ruhrgebiet von Duisburg bis Dortmund. Auch das Rheinland soll intensiv bestreikt werden. "Wir gehen von einer hohen Streikbeteiligung und landesweit über 10 000 Streikenden am Freitag aus", erklärte ein Verdi-Sprecher. Laut Medienberichten wird auch in Bonn, Aachen, Essen, Bochum, Gelsenkirchen und Oberhausen gestreikt.

Rheinland-Pfalz

Wie eine Verdi-Sprecherin dem SWR sagte, sind Mainz, Ludwigshafen, Kaiserslautern und Trier am Freitag von den Streiks betroffen.

Sachsen

Laut Verdi-Landesbezirk Sachsen, werden in den Regionen Chemnitz, Dresden, Zwickau und Ostsachsen "flächendeckende Warnstreiks" stattfinden, auch am Freitag. Welche Ortschaften genau betroffen sind, wird am Mittwoch bekannt gegeben.

Gemeinsamer Streik mit "Fridays for Future"

"Wir wollen den globalen Klimastreiktag mit den 200 Aktionen von 'Fridays for Future' kombinieren mit Warnstreiks im öffentlichen Personennahverkehr", sagte die stellvertretende Verdi-Chefin Christine Behle. "Eine Verkehrswende wird nicht möglich sein, ohne dass in die Beschäftigten ebenfalls investiert wird."

In den Verhandlungen für die Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen fordern die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund dbb 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Bei der zweiten Verhandlungsrunde hatte es vergangene Woche noch keine Einigung gegeben. Ein Angebot der Arbeitgeber hatten die Gewerkschaften als unzureichend zurückgewiesen.

Das Angebot umfasst unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro. Behle sagte: "Das ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten."

Die dritte und wahrscheinlich entscheidende Verhandlungsrunde ist für Ende März angesetzt. Die Verhandlungen werden bereits seit mehreren Wochen von Warnstreiks in verschiedenen Städten begleitet, unter anderem wurde in Krankenhäusern und bei der Müllabfuhr die Arbeit niedergelegt.

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