Streik bei der Lufthansa:Nichts fliegt mehr

Die Lufthansa-Piloten streiken und bringen die verhinderten Fluggäste in Rage: Als Pilot verdiene man doch ohnehin ein "Schweinegeld", warum dann der Ausstand?

Der Busfahrer schaut ein wenig irritiert: "Was wollen Sie denn am Flughafen", fragt er. "Da fliegt doch heute nichts." Und tatsächlich ist der Bus zum Flughafen Hannover Montagfrüh fast leer: Zwei, drei Leute sitzen in den Bänken, ohne Koffer allerdings - fliegen will von ihnen heute wohl keiner.

Lufthansa-Piloten, Foto: dpa

Die Lufthansa-Piloten streiken für mehr Geld und sichere Jobs: Der Tarifstreit könnte sich zum größten Streik in der Geschichte der deutschen Luftfahrt entwickeln.

(Foto: Foto: dpa)

"Normalerweise ist hier mehr los", sagt der Fahrer. "Die meisten Fluggäste sind wahrscheinlich auf die Bahn ausgewichen." Wegen des Streiks der Lufthansa-Piloten starten in Hannover am Montagmorgen von den geplanten 23 Flügen der Fluglinie nur neun Maschinen.

Dementsprechend leer ist auch die Wartehalle am Terminal A: Vor den Schaltern der Lufthansa herrscht ungewöhnliche Ruhe, es bilden sich keine Warteschlangen.

Auf den Bänken in der Mitte der Halle sitzt nur eine Handvoll Menschen, darunter auch Geschäftsmann Peter Albien, der nach Schweden muss. "Ich wollte eigentlich mit der Lufthansa fliegen, habe mein Ticket aber dann doch umbuchen lassen", sagt er. "Ich hatte die Nachrichten über den Streik verfolgt und wollte kein Risiko eingehen."

Wenig Verständnis für Piloten-Forderung

Für den Streik der Piloten hat er kein Verständnis: "Wir haben in unserer Firma im vergangenen Jahr Gehaltseinbußen von zehn Prozent hinnehmen müssen", sagt er. "Die Forderungen der Piloten finde ich im Vergleich dazu einfach nicht verhältnismäßig."

Auch Margreth und Ernst Wennrich ärgern sich über den Streik: "Wir kennen zwei Flugkapitäne, die verdienen ein Schweinegeld", sagt Ernst Wennrich. "Die haben es doch gar nicht nötig zu streiken." Das Ehepaar wollte mit der Lufthansa nach Mexico-City fliegen - entschied sich aber in letzter Minute doch für Air France. "Gott sei Dank", sagt Ernst Wennrich und lacht. "Sonst wären wir heute wohl noch länger hier."

Ein paar Bänke weiter sitzt eine Lufthansa-Kundin, die schon seit fünf Uhr Morgens auf ihren Flug wartet: "Ich habe mich vorher extra bei der Hotline erkundigt", sagt die Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte. Man habe ihr zwar einen Ersatzflug angeboten. "Aber der wurde eine halbe Stunde vor Abflug auch gestrichen."

Eigentlich wollte sie nach München fliegen und von dort aus gemeinsam mit einem Freund weiter nach Philadelphia. "Jetzt fliege ich ohne ihn über London und muss die ganze Strecke nach Amerika alleine verbringen", sagt sie. Warum die Piloten streiken, kann sie nicht nachvollziehen: "Die wollen doch nur ihre Pfründe sichern - auf Kosten der anderen", sagt sie.

Ein Stockwerk tiefer in der Ankunftshalle herrscht die gleiche gähnende Leere wie an den Abflugterminals. Marius Weiss steht mit seinen Taxi-Kollegen geduldig vor dem Ausgang und wartet - seit über einer Stunde. "Normalerweise wäre ich schon längst weg", sagt er.

"Montags ist immer besonders viel los, da kommen die ganzen Geschäftsleute." Dass er durch den Streik heute nur wenig Kundschaft findet, nimmt er gelassen. "Die Piloten wollen mehr Geld, oder?", fragt er und zuckt mit den Schultern. "Naja, warum nicht?".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: